Archiv für den Autor: Judith und Jochen

In und um Windhuk

Nachdem wir eher als geplant nach Windhuk gekommen sind, um einen neuen Ersatzreifen zu beschaffen, führt auch unser Rückweg vom Meer wieder durch Namibias Hauptstadt – nicht, weil es hier so besonders aufregend ist, sondern weil wir hier bei Beate, Robert und Chiara wirklich toll aufgenommen werden! Die Kinder genießen das große Haus mit Pool, spielen viel mit den Tieren und erfreuen sich an der riesigen Playmobilauswahl.

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Besonders Olga, die IMG_20170301_232813976Dackelhündin, hat es Ruben und Marie angetan – sie teilen sogar gerne das Nachtlager mit ihr! Aber auch ein Bad im Pool mit Labrador Spencer ist natürlich nicht zu verachten.

Jochen hat derweil ein wenig Spaß mit Robert beim „Große-Männer-Spiel“: erst geht es als Zuschauer zum Enduro-Rennen, danach darf auch selbst mal gefahren werden!

DSCI0403DSCI0397 IMG_20170312_170759538Alle gemeinsam fahren wir am Sonntag zur Jagd- und Rinderfarm Hochfels, bei der unsere Gastgeber ihre Pferde stehen haben und dieDSCI0411 vor allem Marie, unsere Pferdeliebhaberin, gerne besuchen möchte. Hier dürfen wir zuallererst an einer kleinen Rundfahrt über das 3000ha große Farmgelände teilnehmen, die die deutsche Dreigenerationenfamilie gerade im Pinzgauer startet. Wir sehen unter anderem zwei Giraffen, die gerade Nachwuchs bekommen haben, dazu einige Spitzböcke und Oryxantilopen. Der Leopard, der seit Wochen die Kälber reißt und den Farmer von einigen Wochen angefallen und schwer verletzt hat, ist zum DSCI0414Glück nicht in der Nähe…  Dafür fahren wir aber unter unzähligen Spinnennetzen her (oder auch mitten durch…) – angeblich sind ihre Bewohner aber völlig harmlos und ungiftig…

DSCI0410Der Höhepunkt ist für Marie aber dann der Aufenthalt im Western-Reitstall, wo sie natürlich auch eine Runde drehen darf  – sie bedauert sehr, noch nicht wirklich alleine reiten zu können!

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Die anderen drei vergnügen sich da viel lieber mit dem Quad, das eigentlich zum Pferdeeinfangen auf dem großen Gelände genutzt wird, und düsen über Stock und Stein. Selbstverständlich lassen sich auch Marie und ebenso Jochen und Judith den Spaß nicht entgehen – man muss nur aufpassen, dass man den zwei großen Vogelstraußen nicht zu nahe kommt!

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Da unsere Gastgeber über Wochenende und Nationalfeiertag einen Kurzurlaub geplant haben, DSC05061bieten wir uns an, für die Zeit Haus und Tiere zu hüten. Zwischendurch geht es noch für zwei Tage nach Düsternbrook, der ersten Gästefarm Namibias. Wie unser Regenschicksal es will, wären wir hier auch fast an einem vollgelaufenen Rivier bzw. seiner tiefvermatschten Ausfahrt gescheitert – glücklicherweise gab es eine Umleitung, die nicht zu eng für Grüdi war! DSC05076

Die Farm liegt malerisch am Fuß des Khomas-Hochlandes gut 40 km nördlich von Windhuk und hat neben dem üblichen Wild auch Leoparden und Geparden, die in großen Gehegen halbwild leben. Außerdem leben sechs Flusspferde im Andreas-Damm, der dank des Regens der letzten Wochen wieder ausreichend Wasser führt. Wir bekommen einen Stellplatz direkt am Flussufer, in dem die Kinder erst einmal ein Bad nehmen, und können die herrliche Ruhe genießen. Erst am zweiten Tag taucht eine große Pavianherde mit über 25 Tieren auf, die sich aber respektvoll am anderen Flussufer aufhält, ordentlich herumschreit und ein Heidentheater veranstaltet.

DSC05086Mit Sonnenaufgang um sieben Uhr morgens brechen wir auf, um zum gut drei Kilometer entfernten Staudamm zu wandern. Noch ist es angenehm frisch und wir finden den Weg durch das hohe Gras und zwischen spitzen Weißdornbüschen hindurch recht problemlos. Am Stausee angekommen, hören wir die Hippos schon grunzen und schnaufen – wir müssen uns aber erst einmal auf den Weg konzentrieren, der hier nur schlecht DSC05128erkennbar ist und über Stock und Stein führt. Auf den See führt eine mehr oder weniger stabil aussehende Steganlage hinaus, auf der wir uns niederlassen, das Frühstück auspacken und auf die Tiere warten, die prompt alle in unsere Richtung kommen.

DSC05109 DSC05124Inzwischen scheint es für die Dickhäuter aber schon etwas zu warm zu sein, so dass außer etwas Gepruste und Unterwassergerempel nicht mehr viel passiert. Auch für uns wird es langsam warm, und bei über 30°C wird der zweite Teil des Rundwanderweges etwas anstrengender. Zurück am Camp beobachten wir die Paviane, relaxen und erproben etwas die Käfighaltung von Kindern (Ruben und Marie fanden es wirklich sehr bequem in den Gitterboxen und haben sich stundenlang darin aufgehalten!). Erst zum Feuertopfessen am Lagerfeuer mit romantischem Sonnenuntergang kommen sie wieder hervor.

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Spitzkoppe – der zweite Versuch

Nachdem unser geplanter Abstecher zum Erongomassiv und zur Spitzkoppe im ersten Anlauf an einer zu tiefen Flussquerung IMG_8713scheiterte, versuchen wir es auf dem Rückweg von der Küste ein zweites Mal – und diesmal haben wir Glück: zwar sind noch tiefe Auspülungen von den Regenfällen der letzten Woche zu erkennen, wir kommen aber problemlos durch. So erreichen wir die Spitzkoppe, die sich 800m über die Umgebung erhebt, von Westen kommend und genießen den herrlichen Anblick.

IMG_8714Am angeblich geschlossenen Westtor können wir doch auf das eingezäunte Areal fahren und befinden uns plötzlich inmitten von teils schroffen, teils abgerundeten Granitfelsen, die in der Abendsonne rot leuchten und zum Klettern einladen. Wir lassen es uns nicht nehmen und klettern ein wenig auf den Felsblöcken herum.

IMG_8719IMG_8726IMG_8730IMG_8724An vielen Felsen lassen sich Buschmannzeichnungen finden, die aber leider nur noch mit einem Guide besichtigt werden dürfen, da zu viele Besucher die uralten Bilder beschädigt haben. Die Ausblicke sind fantastisch und der trockene Granit sehr gut zu besteigen.

Wir treffen einen Ranger und erhalten die Auskunft, dass wir uns einfach einen der Zeltplätze aussuchen sollen und dann am nächsten Tag beim Rausfahren an der Rezeption bezahlen können. So finden wir einen tollen Platz unterhalb der Rock Pools, in denen man nach ausreichenden Niederschlägen (und die hatten wir ja wohl…) baden kann. Natürlich lassen sich die Kinder diesen Spaß nicht entgehen – sie haben allerdings das zweifelhafte Vergnügen, sich den „Pool“ mit zigtausend Kaulquappen teilen zu müssen…

DSC04978Jedes Camp ist mit einer Feuerstelle und einem Plumpsklo ausgestattet, weitere Infrastruktur gibt es nicht. Die Gegend ist eigentlich extrem trocken, jeder Tropfen Wasser muss mit LKW herbeigefahren werden!

IMG_8741 Wir entfachen das Lagerfeuer und bereiten in der Glut Käse-Schinken-Toast zu – herrlich! Die Kinder klettern auf den Felsen herum, wir genießen die herrliche Aussicht und unterhalten uns mit zwei jungen Holländern, die auf der Suche nach ihrem Picknicktisch sind, den sind irgendwo im Gelände auf einer Campsite abgestellt haben 🙂 …

IMG_8728Abends sitzen wir noch lange mit zwei jungen Frauen aus Herzogenaurach am Lagerfeuer und hören, dass in der vergangenen Nacht eins der Zebras vom Leoparden geschlagen wurde. Wir hoffen alle, dass er noch satt ist… Gerade noch rechtzeitig kriechen wir in unsere Betten, bevor ein kurzes, aber heftiges Schauer niedergeht – klar, wir haben ja ein Regen-Abo!

IMG_8752Frühmorgens um halb sechs ist der Himmel aber wieder klar, so dass Jochen noch etwas mit der Kamera spielen kann. Anschließend kraxeln wir noch auf einige Felsen, haben dabei aber immer den Leoparden im Hinterkopf. Angeblich meiden die Tiere Menschen ja großräumig – einen Feldversuch dazu wollen wir aber lieber nicht starten. So fahren wir noch etwas über das recht überschaubare Gelände und erfreuen uns am stahlblauen Himmel und den tollen Felsformationen.

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Die Wüste lebt

Von mehreren Seiten wurde uns empfohlen, ab Swakopmund auf die Jagd nach den „Little Five“ zu gehen. So buchen wir Tommys Living Desert Tour, die allerdings nicht ganz billig ist. Dafür werden wir aber um kurz vor acht an der Campsite abgeholt und nicht nur bis halb zwei unterhalten, sondern haben auch noch Snacks und Getränke inklusive. In gut fünf Stunden wollen wir nun – in Anlehnung an die Big Five – die „Little Five“ der Wüste, die besonders an diese unwirtlichen Lebensbedingungen angepasst sind, entdecken.

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Bei diesigem Wetter und rechtIMG_8271 frischen Temperaturen geht es los. Wir haben einen großen Landrover für uns alleine und werden von einem weiteren Fahrzeug mit fünf anderen Touristen begleitet. Unser Guide spricht hervorragend Deutsch, so dass alle Kinder den Erklärungen gut folgen können. Wir queren das Flussbett des Swakop, senken den Luftdruck der Reifen ab und bekommen zuerst eine kurze, mit Sandskizzen verdeutlichte Erklärung zur Entstehung der Namib, die sich über 2000km Länge von Angola im Norden bis nach Südafrika im Süden Namibias erstreckt und dabei eine maximale Breite von 150 km aufweist.

IMG_8280Dann geht die Fahrt endlich los – nur um nach wenigen Metern schon wieder zu stoppen. Chantal, der Guide des anderen Landrovers, hat offensichtlich etwas entdeckt. Sie springt aus dem Auto, gräbt tief in den Sand hinein und findet – nichts… Da war der unbekannte Wüstenbewohner wohl etwas schneller! Also heißt es wieder einsteigen und weiterfahren. Leider hat sich auch die Sonne noch nicht zu einem Besuch durchringen können, so dass wir in unseren kurzen Hosen ganz schön frieren!

Nur wenige Kurven weiter wird schon wieder angehalten. Alle springen wieder aus den Autos – eine Prozedur, die wir heute noch einige Male wiederholen werden. Was uns wohl diesmal erwartet? Wir versammeln uns um einen kleinen Hügel, der mit losem Buschwerk bewachsen ist und gucken alle angestrengt in den Sand. Außer Sand sehen wir aber mal wieder nichts! Erst als der Guide mit dem langen HakenIMG_8288 vorsichtig nachhilft, entdecken wir die erste der Littel Five: Eine Sidewinder-Schlange – genau genommen die Namibviper oder auch Zwerpuffotter – die sich mit Seitwärtsbewegungen über den Sand bewegt und so nur mit maximal 50% ihrer Unterseite den heißen Boden berührt. Die Namibotter ist giftig, ihr Gift besteht aus einer Kombination von IMG_8298Nerven- und Gewebegift – wir haben Respekt und halten großzügigen Abstand. Dieses Tier trinkt nie und überlebt nur durch die Körperflüssigkeiten seiner Opfer. Nachdem die Schlange wieder auf dem Sand sitzt, können wir zuschauen wie sie sich blitzschnell wieder im Sand vergräbt und eigentlich nicht mehr zu sehen ist (außer den Augen, die oben auf dem Kopf sitzen)

IMG_8296 – na, gefunden???

Weiter geht es, wieder springen alle in die Autos  – und nach 20 Metern wieder heraus. Zu sehen IMG_8310gibt es ein Loch im Sand. Naja, nicht so spannend – aber die Geschichte dazu macht neugierig: hier wohnt die Dancing White Lady (Nr. 2 der Little Five), die einen 30cm tiefen Seidentunnel in den Sand baut, dort unten sitzt und „Anker“ an die Sandoberfläche auswirft, um Nahrung zu fangen. Wenn man genau hinschaut, kann man rund um das Tunnelloch kleine klebrige Punkte erkennen. Die Spinne selbst wird – anders als in der Vergangenheit – nicht mehr zur Demonstration ausgegraben, da neueste Forschungen ergeben haben, dass sie dann nicht mehr vor der Schwarzen Wespe sicher ist und gerne gefressen wird. So begüngen wir uns mit dem Loch und dürften einen kleinen Teil des Tunnels anfassen, der sich tatsächlich sehr glatt und seidig anfühlt.

Aus dem Auto heraus können wir anschließend Wüstenameisen beobachten – sie gehören zwar nicht zu den Little Five, bieten uns aber mit den mitgebrachten Mehlwürmern ein spannendes Rodeo. Der nächste Stopp findet am Kamm einer Dünen statt – hier ist erst einmal Action angesagt!!!

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IMG_8317Danach gräbt Chantal Nr. 3 der Little Five aus: den Palmatogecko, der eine sehr dünne, durchsichtige Haut hat und extrem stark auf UV-Licht reagiert. Bekommt er zu viel Strahlung ab, verfärbt er sich dunkel – also schnell wieder ab mit ihm unter den Sand. Nicht zu unrecht ist er ein nachtaktives Tierchen – aber ein sehr hübsches! Mit seinen schwimmflossenartigen  Beinen kann er sich schnell und tief in den Sand eingraben.

IMG_8326Und auch Nr. 4 ist schon am Start: die Wüsteneidechse, die am steilen Dünenhang lebt und sich in affenartiger Geschwindigkeit auf dem Sand bewegt oder auch einbuddelt. Deswegen wird sie von den Guides gerne als Ferrari-Lizzard bezeichnet.

IMG_8353Jetzt fehlt nur noch der Fünfte im Bunde der Little Five, und auch der ist schnell gefunden: Das Wüstenchamäleon ist nämlich IMG_8436relativ ortsgebunden und hält sich vorwiegend in einem festen Revier auf – in diesem Fall in einem einzelnen niedrigen Strauch. Mit etwas Futter wird es auf den Sand gelockt und präsentiert sich in dunkelgrau. Gerne nimmt es die mitgebrachten Mehlwürmer an – wie der dicke Bauch zeigt, waren es nicht die ersten…

IMG_8407 IMG_8438Wir erfahren außerdem, dass das Chamäleon verschiedene Strategien hat, um nicht gefressen zu werden: Zum einen geht es auf dem Sand mit ruckartigen Einzelbewegungen voran, so dass ein Greifvögel es aus der Luft für einen Ast hält, der sich im Wind bewegt. Außerdem kann es die der Sonne zugewandte Seite des Körpers schwarz färben, damit es in Kombination mit dem Schattenwurf auf der anderen Seite wie ein flacher Stein  wirkt – schon sehr interessant,

IMG_8440Nun haben wir die eigentlichen Little Five der Namib schon gesehen, aber es leben natürlich noch mehr kleine Tiere hier. Wir haben Glück und finden außerdem noch einen Fitzsimons Skink, eine beinlose Echse, die wie eine Schlange aussieht und durch einen ganz glatten gewachsten Körper im Prinzip durch den Sand schwimmen kann. Die Echse ist blind und orientiert sich nur an den Vibrationen ihrer Opfer im Sand. Wir dürfen sie alle anfassen und sind erstaunt, wie herrlich glatt sie sich anfühlt.

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Auch der Nebeltrinkerkäfer, auch KopfstandIMG_8468käfer genannt, läuft – oder besser krabbelt – uns über den Weg. Er nimmt 40% seines Körpergewichts an Wasser auf – aber woher in der Wüste? Ganz einfach: er macht morgens, wenn der Küstennebel in der Namib hängt oder auch einfach die Luftfeuchtigkeit kondensiert, Kopfstand und lässt so das Wasser an seinem Körper entlang in seinen Mund laufen.

Und weil heute unser Glückstag ist, werden wir auch noch Zeugen einer spannenden Jagd: plötzlich stoppen die Geländewagen, unsere Guides springen heraus und rennen wie angestochen durch die Wüste. Wir sind etwas verunsichert und bleiben erst einmal sitzen, bis die beiden zurückkehren und triumphierend eine lange, dünne Schlange hochhalten. Es handelt sich um eine Namib-Sandschlange, die bis zu 1,40m lang wird und sich von anderen Schlangen und kleinen Reptilien ernährt, für den Menschen aber ungefährlich ist. So dürfen alle einmal in den Genuss einer Schlange in der Hand (oder auch um den Hals) kommen:

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Zum krönenden Abschluss findet unser Guide noch einen toten Skorpion auf dem Weg, derIMG_8540 kurzerhand aufs Armaturenbrett gesetzt wird. Locker-flockig erzählt der Wüstenkundige uns, dass dies ein haariger Dickschwanzskorpion ist, der giftigste seiner Art in Namibia (Zitat: „He kills 3 of 4 – the black mamba kills 4 of 4!“). Diese Aussage verstehen alle Kinder auch ohne Übersetzung und rechnen schnell den Prozentsatz der Überlebenswahrscheinlichkeit aus – sieht bei beiden nicht gut aus… Besonders prickelnd wird die Situation aber, als der Guide den Skorpion auf seiner Handfläche der etwas erfahreneren Kollegin präsentiert, die nur locker bemerkt: „He´s not dead… He´s only very dry an can´t move!!“ Auch dieser Satz braucht für keinen übersetzt zu werden, schnell treten wir alle einen Schritt zurück und überlegen uns, ob das Tragen von Schuhen nicht doch empfehlenwert wäre. Chantal erläutert, dass vor allem kleine Kinder und ältere Menschen einen Stich dieses Tieres wahrscheinlich nicht überleben würden und allen anderen ein schneller Ausflug auf die Intensivstation garantieren wäre. Zudem sei er extrem schmerzhaft – so als wenn 80 Wespen auf einmal zustechen, und das für Tage… na vielen Dank, das brauchen wir nicht wirklich! Der Skorpion wird in den Schatten gesetzt und mit etwas Wasser beträufelt – und tatsächlich, nach einiger Zeit bewegt er sich und gräbt sich dann ein.

Nach diesen teilweise doch sehr unangenehmenIMG_8557 Wüstenbewohnern treffen wir nun noch auf eine Vogelmutter, die die täglichen Besuche der Tourguides inzwischen so gewohnt ist, dass sie sich aus der Hand füttern lässt- und das ganz ohne Gefahr!

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Nach so viel Biologie ist nun noch etwas Physik an der Reihe: unsere Guides stellen sich barfuß auf eine kleine, schwarzgelbe Düne und messen mit einem digitalen Thermometer die Sandtemperatur: von 59.9° an der Oberfläche (Aua!) sinkt diese ganz schnell auf um die 35° in 15cm TIefe – jetzt kann jeder nachvollziehen, warum sich die meisten Tiere tagsüber eingraben! Danach fährt Chantal mit einem starken Magneten über den Sand und extrahiert so das enthaltene Eisen, das sich als schwarzer Igel auf dem Arm bewegen lässt.IMG_8572Glücklicherweise lohnt sich der industrielle Abbau wirtschaftlich nicht, sonst würde die Namib hier sicher nicht mehr so unberührt aussehen!

Nach so viel spannendem Unterricht darf natürlich auch der Spaß nicht zu kurz kommen: jetzt geht es mit den beiden Landrovern steile Dünen hinauf und hinab, es ist wie Achterbahnfahren, nur viel besser! Rubens Gesichtsausdruck spricht Bände,

IMG_8587aber viel besser lässt sich das doch in bewegten Bildern vermitteln:

Es war eine sehr gelungener und empfehlenswerter Ausflug, wir sind wirklich froh, das wir Tommys Living Desert Tour gemacht haben!

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Küstenimpressionen

Momentaufnahme 1 (09.03.2017 18-055Zwischen Atlantik und Namib-Wüste führt uns die Straße ins 30 km südlich von Swakopmund liegende Walvis Bay. Es ist schon sehr beeindruckend, rechts das tosende Meer zu sehen und zu wissen, dass sich links von uns ein bis zu 150 km breiter, extrem trockener Wüstengürtel mit hohen Dünen erstreckt.

Bei Walvis Bay treffen wir auf eine große Lagune, in der Salz gewonnen wird. Dieses ruhige Flachwasser ist ein ideales Gebiet für Vögel, die wir dort in großen Schwärmen finden. Vor allem Flamingos suchen ihre Nahrung und lassen sich durch uns auch nicht stören.

DSC04918 DSC04950 DSC04951Etwas im Landesinneren liegt direkt hinter Walvis Bay die Düne Sieben, die die höchste ihrer Art in der Umgebung ist. Im Vormittag erreichen wir den Parkplatz am Fuß des Hügels und beginnen bei strahlendem Sonnenschein mit dem Aufstieg. Schnell wird uns klar, warum die meisten Touristen schon wieder abgefahren sind: der Sand auf der bis zu 35° steilen Leeseite wird in der Sonne mächtig heiß und der Aufstieg ist sehr anstrengend: man hat das Gefühl, bei jedem Schritt um die Hälfte zurückzurutschen.

IMG_8016Endlich oben angekommen, sind wir ganz schön fertig – unsere Kondition hat während der Reise offensichtlich ziemlich gelitten!IMG_8020Von oben haben wir einen fantastischen Rundumblick über die Sandwüste,

IMG_8031den unsere Fünf (ja, wir sind für zwei Tage mit fünf Kindern unterwegs…) genießen.

IMG_8024Aber das Beste kommt natürlich zum Schluss: Dünenspringen…

IMG_8037… und der obligatorisch Run Down, den wir ja im Sudan schon üben durften:

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IMG_8250Die Düne wandert übrigens 1,5 Meter im Jahr – das wird bald eng für Grüdi!!

Fährt man von Swakopmund nachIMG_8622 Norden, erreicht man schon bald die sogenannte Skeleton Coast. Soweit das Auge reicht erstreckt sich ein sehr eintönige, extrem flache Wüstenlandschaft. Ab und an kann man zu Angelplätzen am Meer abbiegen. Wir finden einen sehr einsamen Strand, an dem vor einigen Jahren ein Schiffswrack, das eigentlich zur Verschrottung geschleppt werden sollte, angeschwemmt wurde und seitdem hier verrostet. Hier weht ein heftiger Wind, so dass – obwohl hier ja Sommer ist – niemand auf die Idee kommt, ein Bad nehmen zu wollen.

IMG_8628Wir essen gemütlich zu Abend und verbringen anschließend wenige Kilometer weiter eine herrlich ruhige Nacht, in der das Rauschen der Brandung das einzige Geräusch ist. IMG_8647Am nächsten Tag erleben wir in Ansätzen endlich den typischen Küstennebel, der diese Region Namibias häufig in den Morgenstunden heimsucht. Es ist richtig kühl und erinnert an herbstliche Tage daheim! Alle Geräusche werden vom Nebel verschluckt, die Straße ist nicht mehr zu erkennen, aber wir können beim Frühstück Delfine in der  Brandung des Atlantik spielen sehen!

IMG_8651Nördlich von Henties Bay erreichen wir schließlich Cape Cross, eine Landzunge, an dem 1486 ein Portugiese als erster Europäer seinen Fuß auf den Boden Südwestafrikas setzte.

IMG_8698Spannender als eine Replik des Kreuzes, das er errichtete, sind allerdings die geschätzt 60.000 Robben, die hier in einer riesigen Kolonie leben. Der Krach, den sie veranstalten, ist schon ordentlich, aber so richtig atemberaubend (im wahrsten Sinne des Wortes) ist ihr Gestank! Wir haben (laut Auskunft der Rangerin) noch Glück, dass die Sonne erst mit unserer Ankunft durch die Wolken bricht, denn bei Hitze entwickelt sich eine Dunstglocke, die kaum auszuhalten ist! Wir können über einen Holzsteg zwischen den Tieren, darunter viele im Dezember und Januar geborene Heuler, umherwandern und die Massen beim Baden und Faulenzen beobachten.

IMG_8681 IMG_8680Einige der Tiere haben allerdings nicht verstanden, dass der Steg für Zweibeiner gedacht ist, und machen sich ungeniert darauf breit, was unsere Kinder sehr misstrauisch beäugen – die Biester haben scharfe Zähne!

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Besonders niedlich sind die vielen kleinen Heuler, die nach ihren Müttern rufen – und diese können ihren Nachwuchs tatsächlich in diesem Krach identifizieren!

IMG_8673 IMG_8687Wer gerade nicht mit Futtersuche oder Säugen beschäftigt ist, setzt sich für den Fotografen gerne in Position…

IMG_8677… und kratzt sich lässig mit der Schwanzflosse!

Nordseefeeling

Nach dem Servicestopp in Windhoek, wo Grüdi einen neuen (teuren) Reifen und neue Bremsbeläge bekommen hat und wir die fantastische Gastfreundschaft von Beate, Robert und Chiara genießen konnten, zieht es unsDSC04839 in Richtung Atlantik. Den geplanten Abstecher in die Erongo-Berge und zur Spitzkoppe verhindert – mal wieder – der Regen, der unser ständiger Begleiter geworden ist und das Riviere an der Zufahrt nicht nur für uns unpassierbar macht. In unserer letzten Nacht in Windhoek hat es soviel Regen gegeben wie im ganzen Jahr 2016!!! Mittlerweile werden wir als Regenmacher engagiert…

DSCI0246Also geht es zügig an den Atlantik, wo wir zu unserer Freude die Delegation der Löhner Gesamtschule, die gerade eine deutsch-namibische Schulpartnerschaft anstrebt,  wiedertreffen und einen netten gemeinsamen Abend auf dem Camp Mile4 verbringen. Sönke kann sogar noch zwei weitere Tage bei uns bleiben.

Hier in Swakopmund entwickelt man sofort DSC04882heimische Gefühle – wir könnten glatt auf Sylt sein! Viele adrette Häuser säumen die Wege, die Promenade am Strand ist gepflastert und überall findet man alte deutsche Gebäude. Alles wirkt sehr aufgeräumt und sicher, an jeder Ecke wird deutsch gesprochen und es fehlen sogar die massiven Sicherheitsvorkehrungen, die uns in Windhoek auffielen   – es ist ziemlich anders als alles, was wir in den letzten Monaten erlebt haben.

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Das erste deutsche Hotel von 1900

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Deutsches Brauhaus

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Stadtzentrum

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Wir flanieren über die Promenade und am Strand enlang, springen alle einmal in den eiskalten Atlantik und genießen die kühlen Abende.

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Das Pier wurde von den Deutschen um die Jahrhundertwende als  Landungsmole gebaut , war aber nach zwei Jahren schon wieder versandet, so dass sich kein Hafenbetrieb entwickeln konnte. Heute steht an seiner Spitze ein Fischrestaurant, in dem man exklusiv speisen kann.

DSCI0321Begibt man sich ans Ende der Mole, hat man einen tollen Blick auf die Stadt und die direkt südlich daran grenzenden Sanddünenfelder – klar, Swakopmund liegt halt direkt in der Namib, der ältesten Küstenwüste der Welt!

DSCI0333Weiter nördlich, auf Höhe des Camps Mile4 in dem wir für einige Tage untergekommen sind, tobt die Brandung des Atlantik mit großer Wucht, Baden ist hier sicherlich keine gute Idee.

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Versteinertes Holz und zweifelhafte Quellen

Nachdem unsere Wasserfallpläne buchstäblich ins Wasser gefallen sind, fahren wir von Kamanjab weiter in Richtung Süden. Dieses Mal führt uns die Strecke über Schotterpisten, die teils tiefe Riviere (also Trockenflüsse) queren. Da es hier einige Tage nicht geregnet hat, sind die Mulden trocken – wir können uns aber lebhaft vorstellen, wie die teilweise tiefen Furten wirken, wenn es nass ist! Gut 200 km sind wir über Schotter mit stellenweise viel Wellblech DSC04774gefahren, als wir den versteinerten Wald erreichen. Hier liegen Baumstämme, die vor ca. 250 Mio Jahren vermutlich im Rahmen einer Eiszeit angeschwemmt wurden, dann mit Hunderten von Metern Sand überdeckt und so unter hohem Druck und Mineralieneinlagerung zu Stein verwandelt wurden. Natürlich muss man auch hier (wie an jedem Fleckchen in Afrika, das etwas aus der Norm fällt) Eintritt bezahlen und einen DSC04788Guide nehmen – insgesamt ist die Veranstaltung DSC04773nach knapp 30 Minuten aber schon beendet DSC04782und alles angeschaut. Die Kinder sind sehr erstaunt, dass vermeintliches Holz so schwer sein kann, und zählen interessiert die Jahresringe.

Mit jedem Kilometer, den wir weiter nach Westen fahren, verändert sich die Landschaft zunehmend und wird immer mehr zur Halbwüste. Wir passieren bizzare Felsformationen und genießen die immer wechselnden Anblicke.

DSC04791 DSC04795DSC04792DSC04797Im Nachmittag erreichen wir dann Twyfelfontain – einen Ort, an dem ein Bure in der Mitte des 20. Jahrhunderts fast 24 Jahre lang nach einer zuverlässigen Quelle gesucht hat, aber vom immer wieder versiegenden Nass enttäuscht wurde. So gab er seinen Farmversuch auf und nannte das Fleckchen „Zweifelhafte Quelle“. Interessanter als die kleine unzuverlässige Quelle aber sind die zweitausend Felsgravierungen, die sich in der  Umgebung finden lassen. Sie sind mehrere tausend Jahre alt und dienten der Ahnenbeschwörung, dem Unterricht (quasi als steinernes Biologiebuch) und als Landkarte.

Wir erwischen gerade noch die letzte DSC04813Führung (ohne Guide geht auch hier nichts) und klettern über steile Felsen zu den Gravuren empor. Viele Giraffen und Nashörner (die Symbole für Wasser), Huftiere, ein Elefanten und sogar Pinguine und Robben sind zu sehen – ein Beweis dafür, dass die San-Buschmänner bis an den Atlantik gewandert sein müssen.

DSC04803Oryx, Rhino und Gnu – nicht immer klar zu erkennen…

DSC04823Der Löwe mit den fünf Tatzen ist ein Symbol für den Medizinmann, der in Löwengestalt auftritt.

DSC04822Der einzige Elefant in der Runde…

DSC04807Oryx mit Brille??? Nein, Teil einer Landkarte mit dem internationalen Symbol für Wasserlöcher…

DSC04805 Der Fußabdruck ist die Signatur des Künstlers…

DSC04831Ziemlich durchgeschwitzt und hochzufrieden verlassen wir nach einer Stunde diesen unwirtlichen Ort, bringen unseren Guide noch nach Hause und versuchen dann noch, die Orgelpfeifen (Basaltsäulen) und den Brennenden Berg zu sehen, aber da jede der beiden Attraktionen wieder ordentlich Eintritt kosten soll und Kinder hier in Namibia fast 90% des Erwachsenenpreises zahlen sollen, ist unser Tagesbudget erschöpft und wir drehen ab. In einem sehr weitläufigen Camp finden wir einen Stellplatz, bewundern und benutzen die mittelalterlichen Toiletten“gebäude“ und erleben eine stockdunkle, sternenklare Nacht.IMG_7992 IMG_7989 IMG_7988

Am nächsten Morgen geht es in aller Frühe weiter, tolle Wüstenbilder inklusive:

IMG_8005 IMG_7999Und als krönender Abschluss unseres ersten namibischen Wüsten-Schotterstraßenausfluges erwischt es uns dann wenige hundert Meter vor Beginn der Asphaltstraße:

IMG_8006Grüdis rechter Hinterreifen ist platt, und zwar so richtig, Da kann auch nichts mehr repariert werden. Also heißt es für die nächsten 1,5 Stunden Reifen wechseln (natürlich mal wieder mit Zuschauern…) und dann Plan ändern, denn ohne Ersatzreifen wollen wir nicht weiter über die Schotterpisten brausen. So geht es flugs ins 400 km entfernte Windhoek, wo wir einen (sehr teuren) Ersatzreifen kaufen können…

Kalaharinachlese

Hannah hatte etwas Zeit und hat die Videos aus der Matsch-Kalahari zusammengeschnitten. Die Musik hat Judith zu verantworten, darauf wurde Wert gelegt – die Kinder finden das „Feengeklimper“ schrecklich…

Im Himbaland

IMG_7944Im Nordwesten Namibias liegt das Kaokoveld, eine sehr trockene, von vielen Rivieren und schlechten Pisten durchzogene Region. An dessen südlichem Ende sind wir in Kamanjab in der Oppi Koppi Lodge gelandet und wollen eigentlich von hier aus zu den Epupafalls an der Grenze zu Angola durchstarten. Davon raten uns die Einheimischen angesichts der Straßenverhältnisse und der Wetterlage allerdings ab – für die kommenden Tage sind wieder heftige Niederschläge vorausgesagt.

So bleiben wir zwei Nächte in der Lodge undIMG_7961 bewundern am ersten Abend die Stachelschweine und Klippschiefer, die sich ab 21:00 Uhr auf der Mauer des Restaurants tummeln.

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Am nächsten Morgen geht es von hier aus in ein „Living Museum“ der Himba, die eigentlich weiter im Norden ein Leben als Nomaden geführt haben, hier aber in einer Art Reservat in ihrer ursprünglichen Lebensform weiter wohnen können. Das Dorf bietet Führungen an, deren Einnahmen dem örtlichen Waisenprojekt und der Schule zukommen. Wir stehen dieser Art der Präsentation sehr zwiespältig gegenüber, da wir auf keinen Fall den „Zootourismus“ (wie z.B. bei den Mursi in Äthiopien) fördern, andererseits aber auch fremde Kulturen kennen lernen und Projekte, bei denen nachhaltig die Eigeninitiative zählt, unterstützen wollen.

DSC04734Vor dem Dorf empfängt uns ein junger Mann, der uns führen wird. Er macht uns mit dem Begrüßungsritual bekannt. Im Dorf leben zur Zeit gut 50 Frauen und Kinder und sechs Männer – Polygamie ist bei den Himba üblich. Das Dorf besteht aus dem in der Mitte liegenden Kral, in dem das Vieh nachts gehalten wird, und den darum liegenden Hütten. Besonders wichtig ist es, dass man die Linie Kral – Heiliges Feuer – Häuptlingshütte nicht durchschreitet! Zwei oder mehr Frauen teilen sich mit ihren Kindern und den Waisenkindern, die vom ganzen DorfDSC04729 versorgt werden, jeweils eine der kleinen Hütten. Die Männer bekommen wir nicht zu sehen, da sie mit dem Vieh unterwegs sind oder in den umliegenden Städten einer Arbeit nachgehen. Die Frauen sitzen in kleinen Gruppen vor ihren Hütten, kochen, betreuen die Kinder und basteln Schmuck und Souvenirs, deren Verkauf ihren Lebensunterhalt sichert.

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DSC04707Wir begrüßen jede der Bewohnerinnen mit einem dreifachen Handschlag und der üblichen Formel „Guten Tag“ – „Wie geht es?“ – „Danke gut“ – natürlich in Bantu, der Sprache der Himba, die für uns aber sehr schwierig ist. Danach erzählen wir ein bisschen, vor allem über unsere Kinder, wobei alle Frauen sehr erstaunt sind, dass alle vier Kinder denselben Vater haben… Dann erfahren wir, welche Bedeutung die jeweilige Frisur der jungen Mädchen und Frauen hat: Mädchen tragen Fransen im Gesicht, mit Eintritt der Pubertät ändert sich die Frisur, mit der Hochzeit nochmals, denn dann ziehrt eine Art Schleife den Kopf und die Zöpfe werden mit Kuhdung und Erde eingeschmiert, was ca. alle drei Monate in einer zweitägigen Prozedur erneuert wird. Außerdem lernen wir, dass man an der Zahl der Metallringe am Bein erkennen kann, ob die Frau nur ein oder mehrere Kinder hat.

DSC04716Aus Schönheitsgründen werden allen DSC04727Kindern im Alter von ca. neun Jahren die unteren Schneidezähne ausgeschlagen – für uns eine schreckliche Vorstellung! Während sich Kinder und Männer mit Wasser waschen, ist für alle weiblichen Stammesmitglieder mit Eintritt der Pubertät die Benutzung von Wasser tabu, es kommt nur noch eine Mischung aus Butterfett und Erde zur Anwendung, nachdem der Körper jeden Morgen zweieinhalb Stunden lang mit Rauch gesäubert wird. Tatsächlich ist auch kein unangenehmer Körpergeruch festzustellen, nur der holzig-würzige Rauchduft umgibt alle. Außerdem tragen die Himba nur Bekleidung aus Tierfellen, in der Regel nur einen Lendenschurz.

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Unser Guide führt und in eine der Hütten, wo wir die Schlafstellen (einfache dünne Kuhfelle) und die hölzernen Kopfstützen für die Herren sehen – das stellen wir uns sehr unbequem vor! Dann demonstriert uns eine junge Himba, wie sie sich und ihre Kleider jeden Morgen zwei Stunden vor Sonnenaufgang mit einer Kräutermischung, die verbrannt wird, reinigt. Das ist schon im wahrsten  Sinne des Wortes atemberaubend!

DSC04742 DSC04746Zum Schluss des Rundgangs werden wir höflich gebeten, noch einen Blick auf die Souvenirs zu werfen, die die Frauen angefertigt haben – es sei kein Kaufzwang damit verbunden, aber man würde sich natürlich freuen, wenn wir ein oder zwei Dinge erwerben würden, möglichst bei verschiedenen Verkäuferinnen. Da wir wissen, dass die Einnahmen aus der Tour zu 100% in die Dorfschule fließen, wollen wir natürlich die Frauen selbst auch unterstützen und suchen einige Armbänder und Holzarbeiten aus – einige Verwandte und Freunde dürfen sich also schon auf Himbaschmuck freuen!!!

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Etosha mal anders

Die Etosha-Pfanne liegt am Nordrand des Kalahari-Beckens und ist den meisten Namibiareisenden als sehr trockene Salzpfanne bekannt, in der sich an den Wasserlöchern die besten Tierbeobachtungen machen lassen. Bilder wie dieses findet man auf Wikipedia, sie sind typisch:

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(c) Harald Süpfle

Aber bei uns sieht das dann eher so aus:

IMG_7918– klar, wir mögen es halt matschig!!! Als wir in den Nationalpark hineinfahren, beginnt es zu nieseln, der Himmel wird immer dunkler. Das ist irgendwie wohl unser Schicksal, wir haben  eine richtig außergewöhnliche Regenzeit erwischt. Wären nicht ab und an ein paar Tiere zu sehen, könnte man fast glauben im Wattenmeer oder in der Bretagne unterwegs zu sein…

IMG_7924Wir treffen mit Giraffen, Zebras, Springböcken und Co. alte Bekannte, aber die Big Five oder andere Raubtiere halten sich gut versteckt. Es besteht dank der gut gefüllten Becken überhaupt keine Notwendigkeit, an die Wasserlöcher zu kommen, die in der Trockenheit Tierbeobachtungen garantieren.

DSC04593 DSC04590 DSC04562 DSC04595 DSC04612 DSC04582 DSC04601 DSC04570Gegen Mittag bricht die  Wolkendecke endlich auf und die Sonne kann sich durchsetzen. Glücklicherweise sind die Pads hier im Park breit, geschottert und bedeutend fester als im Kalahari Nationalpark, so dass uns eine Wiederholung der Schlammschlacht nicht droht – zumindest so lange wir nicht von den Wegen abkommen. Allerdings hat Grüdi durch den beständigen feinen Sprühnebel, den wir und andere aufwirbeln, seine Farbe von grün zu weiß verändert. Auf einem der wenigen Rastplätze, an denen man das Auto verlassen darf, treffen wir andere Reisende und erfahren, wo doch noch Raubtiere zu sichten sind. Aber zunächst genießen wir den Blick über die weite, weiße Ebene.

IMG_7935IMG_7937Wie empfohlen biegen wir nach der Pause in einen Seitenpfad ein (der zum Glück breit genug erscheint) – und tatsächlich, nach vier Kilometern liegen sie wie versprochen da: die Könige des Tierreichs!

DSC04625Im Schatten eines kleinen Mopanebaumes ruht ein Löwe mit mehreren Weibchen – Bewegung ist gerade nicht so angesagt.

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Zumindest erfolgt zwischendurch ein Wechsel in die Rückenlage… DSC04647… der Kopf wird einige Sekunden erhoben…

DSC04670… die Lefzen werden geleckt…

DSC04669… und ordentlich die Zähne gefletscht!

DSC04668In Ruhe genießen wir dieses Schauspiel nur wenige Meter von Grüdi entfernt und freuen uns, dass wir wieder ein Tier mehr in Natura gesehen haben.

Tatsächlich schaffen wir es am Nachmittag dann noch, auch Nr. 4 der Big Five zu erspähen – allerdings wirklich weit weg, man kann die Falten am Popo des Nashorns kaum erkennen – aber es war da!

DSC04696Hochzufrieden verlassen wir kurz vor Sonnenuntergang den Park und erleben ganz am Schluss mal wieder eine afrikanische Kuriosität: am Gate steht die Veterinary Desease Control und möchte unseren Kühlschrank inspizieren! Schnell kann Hannah noch das tiefgefrorene Fleisch in der Heizungsklappe verstecken – aber die Eier, die noch im Kühlschrank liegen (und natürlich auch schon auf diesem Weg in den Park hineingekommen sind), dürfen nicht mit hinaus – sie könnten sich ja unterwegs mit irgendeiner Straußenseuche infiziert haben! Der Kontrolleur lässt sich nicht umstimmen, auch unsere Argumente, dass die Eier den Kühlschrank nicht verlassen haben, werden nicht akzeptiert. Wir müssen die Eier kochen oder da lassen – wir entscheiden uns für ersteres und haben damit auch schon die Weichen für das Abendbrot gestellt… Nachdem wir die gekochten Eier dem Inspekteur präsentiert haben, dürfen wir dann auch den Nationalpark verlassen und suchen uns ein Nachtlager (in dem wir in  Ruhe die  Eier verspeisen können…). This is Africa!!!

Unterwegs in der Township

IMG_1547Wir sind in Grootfontein im Maori Camp gelandet. Hier haben sich die Südhessen Conni und Peter vor 15 Jahren ein neues Zuhause aufgebaut, bauen Citrusfrüchte an und haben eine nette kleine Lodge mit Campsite. Wir fühlen uns sehr wohl dort und beschließen, einige Tage zu bleiben.

DSC04422-003Conni, die resolute ehemalige Kriminalkommissarin, hat aber neben dem Aufbau der eigenen vier Wände viel Energie in die Unterstützung der schwarzen Bevölkerung gesteckt. Namibia ist ja für viele ein sehr deutsch beeinflusstes, westliches Land mit hohem Standard – aber es gibt sie eben doch, die arme Bevölkerung, die in der Regel aus den Bevölkerunggsruppen der San, Herero und Kavango und Himba besteht. In Grootfontein leben diese Menschen heute (nach einer Zwangsumsiedelung) jenseits der Bahnlinie in der Township, wo es inzwischen zwar Elektrizität gibt, die Wellblechhütten aber nicht an eine Wasserver- oder -entsorgung angeschlossen sind. Auch Müllabfuhr oder ähnliche Dienstleistungen sind unbekannt. Und hier, im ärmsten Viertel, unterstützt Conni mit vielen deutschen Helfern, Vereinen und Gruppen die frühkindliche Bildung in Form von Kindergärten und Grundschulen – wirklich sehr eindrücklich!

Mit ihrem Pickup dürfenDSC04474-001 wir sie an diesem Tag begleiten, um einige Spenden und etwas Obst zu ihren Kindern zu bringen. Es ist ganz schön windig auf der offenen Ladefläche, aber immerhin bekommen wir ein Lob(!) der Polizeikontrolle, weil wir sitzen (und nicht im Stehen fahren wie die meisten Leute hier…).

Zuerst geht es mit einem Münchner Ehepaar zu einem Kindergarten, für den die beiden die Patenschaft haben und dem sie einige Malartikel und Bücher bringen. In zwei kleinen Räumen werden hier 96 Kinder zwischen drei und sechs betreut und an die Geheimnisse des Lesens, Schreibens und Rechnens herangeführt.

Die Vorschulklasse singt ein Lied füDSC04404-001r uns, dann dürfen unsere Kinder sich revanchieren und ihrerseits etwas singen. Danach gibt es die Geschenke der Bayer, bevor sich alle Kinder in einem großen Kreis aufstellen und unsere vier die mitgebrachten Äpfel und etwas Süßes verteilen dürfen.

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DSC04419-001 DSC04449-001 DSC04442-001 DSC04426-001Weiter geht es zu Connis privatem Kindergarten, der bis vor zwei Jahren auf ihrem Grundstück stand. Dann aber wurde die Siedlung zwangsgeräumt und alle Schwarzen mussten ins Township umziehen. So hat sie dort in fünf Wochen ein neues Gebäude errichtet, in dem jetzt 30 Kinder betreut werden und auch jeden Tag zwei Mahlzeiten erhalten.  Auch hier gibt es Obst und etwas Süßes, die Leiterin erklärt uns die Struktur der Einrichtung und wir alle sind – angesichts der doch sehr einfachen Bedingungen –  über die Freude und Lebhaftigkeit der Kinder erstaunt.

DSC04456-001 DSC04458-001 DSC04471-001Auf dem Heimweg halten wir noch an drei weiteren Kindergärten an, die alle im Dunstkreis  von Connis Aktiven entstanden sind und versuchen, die Chancen der allerärmsten Namibier durch fürhzeitige und nachhaltige Bildung zu erhöhen – wir sind tief  beeindruckt!!!