Von Lübeck bis Danzig

Aufgrund der schlimmen Waldbrände in ganz Schweden haben wir unsere Urlaubspläne spontan geändert, die gebuchte Fähre storniert und uns in Richtung Polen aufgemacht. Nach einem kurzen Abstecher zur Verwandschaft in Lübeck und einem Strandtag auf dem Priwall geht es in Richung Osten.

Erster Stopp ist das Warnowdurchbruchstal östlich von Schwerin. Leider hat auch hier die extreme Trockenheit des Sommers 2018 zugeschlagen, so dass der Fluss viel zu wenig Wasser führt und für Kanuten gesperrt ist. Wir finden aber einen Stellplatz für die Nacht und können das Tal zu Fuß durchqueren.

Um die neuen, eigentlich extra für Schweden angeschafften Sevylor-Kanus aber doch noch zum Einsatz zu bringen, steuern wir die Mecklenburgische Seenplatte an. Schon aus dem Urlaub 2013 kennen wir den Naturcampingplatz am Mössensee, der uns damals schon sehr gut gefallen hat. Hier bleiben wir für drei Tage, paddeln, schwimmen und ruhen uns aus.

Während die einen kräftig paddeln…

… lassen sich andere paddeln!

Ein weiterer Höhepunkt der tollen Landschaft an der Seenplatte ist ein gut acht Kilometer langer Rundwanderweg durch den Müritz-Nationalpark bei Serrahn mit dem Namen „Der lange Weg zum Urwald“. Da der Bereich schon vor 200 Jahren als Jagdgebiet eingezäunt war und dort keine Forstwirtschaft betrieben wurde, finden wir hier wirklich eine Art europäischen Urwald mit all seinen Besonderheiten, wie z.B. den Entwicklungsstadien von Birken-, Kiefern und Eichen- und Buchenwäldern. Auf einem sehr interessanten Lehrpfad wird das alles anschaulich dargestellt, und außerdem führt ein Multicache (also eine Art Schnitzeljagd per GPS) durch den Wald. Am Ziel gibt es ein leckeres Picknick – das war ein toller Tag!

So langsam nähern wir uns der polnischen Grenze und fahren wieder an die Ostsee. Auf Usedom, der zweitgrößten deutschen Insel, finden wir einen Übernachtungsplatz direkt am Strand und können am nächsten Tag die Seebrücke von Ahlbeck besichtigen und eine Gedenkminute an Loriot einlegen.

Fast legal reisen wir dann über Swinemünde nach Polen ein (der Grenzübergang direkt im Ort ist nur bis 3,5t freigegeben, wenige Kilometer südlich machen wir uns alle ganz leicht und nehmen wir den Übergang, der bis 7,5t frei ist), setzen mit der kostenlosen (!) Fähre über die Swine und können nun auf der Landstraße immer an der polnischen Ostseeküste entlangrollen. Misroy, der erste Ort jenseits von Swinemünde, ist angeblich das Pendant zum deutschen Sylt und macht auch in etwa denselben Eindruck. Auch die weiteren Ferienorte entlang der Küste bestechen durch totale Überfüllung – klar, denn auch in Polen sind Juli und August die Hauptferienmonate. Das ist ja so gar nicht unser Ding, so dass wir uns immer an den tollen Wäldern zwischen den Orten erfreuen und uns hier unsere Rastplätze suchen. Endlich finden wir auf einer schmalen Landzunge einen wilden Stellplatz in den Dünen – hier sind wir zwar auch nicht alleine, aber weit ab vom Trubel. Bevor wir uns einen Stellplatz suchen können, muss Jochen mit Grüdi erst noch ein anderes Wohnmobil aus dem tiefen Sand ziehen – gute Tat für heute erledigt…

Nach einem schönen Strandtag geht es weiter Richtung Osten, jetzt müssen wir erst einmal eine Viabox besorgen, die für Fahrzeuge über 3,5t Pflicht ist. Für 30€ Kaution und 30€ Mindestbetrag ist das an einer Tankstelle recht schnell erledigt, und wir müssen uns keine Gedanken mehr darüber machen, unbemerkt auf einer mautpflichtigen Straße zu landen und unter Umständen aus Unwissenheit horrende Strafen (bis zu 1500€) zahlen zu müssen.

Nächster Stopp ist Danzig, wo wir einen sehr zentralen und wirklich günstigen Stellplatz an einem Sportzentrum finden. Nach einer nächtlichen Kleiderwaschaktion erkunden wir am nächsten Tag die Stadt – dank großer Hitze eine sehr anstrengende Aktion. Ähnlich wie in Münster war auch die Danziger Innenstadt nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört und wurde original wieder aufgebaut. Mit gefühlt 100.000 anderen Touristen bewundern wir die schöne Stadt, steigen auf den Turm der Marienkirche und genießen typisch polnische Speisen wie Zapienka und Pierogi (auf die Tagessuppe haben wir allerdings verzichtet).

Unser nächstes Ziel ist die frische Nehrung, die als schmaler Landstreifen das Frische Haff von der Ostsee trennt. Hier fahren wir bis ans Ende der Straßen, finden einen Strandparkplatz zum Übernachten und wandern bis nach Russland – genau genommen an die Grenze der russichen Exklave rund um Königsberg.

Die Ostsee ist hier oben deutlich wilder als gewohnt, außerdem ist das Wetter mal endlich etwas kühler und regnerischer – passt irgendwie viel besser hier her.

Wie die meisten anderen Besucher auch sind unsere Kinder eher mit dem Sand beschäftigt: hier kann man nämlich besonders gut Bernstein suchen, was Lea, Ruben und Marie auch mit Erfolg machen und jetzt stolze Besitzer einer kleinen Sammlung sind.Ganz ruhig zeigt sich auf der Rückfahrt das Frische Haff, bevor wir weiter in Richtung Masuren rollen.