Pommern und Masuren

Vom östlichsten Zipfel an der Ostsee starten wir ins Landesinnere. Erster Stop ist der Oberländische Kanal. Hier wird eine Höhendifferenz von über 100 m für Schiffe über zwei Schleusen und sieben Rollberge überwunden. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieses technische Meisterwerk errichtet, es funktioniert nur mit Wasserkraft und Gegengewichten. Wir können zusehen, wie die Schiffe auf einen Rollwagen fahren und dann in die Höhe transportiert werden – sehr beeindruckend!

 

Weiter geht es in Richtung Masuren, über enge Alleen, die toll aussehen, die Fahrkünste aber manchmal ganz schön herausfordern: viele Bäume zeugen von den LKW, die ihnen zu nahe gekommen sind!

Aber die Landschaft ist fantastisch, es macht einfach nur Spaß, den Blick schweifen zu lassen! In der leicht hügeligen Endmoränenlandschaft blitzen Seen zwischen den Wäldern auf. Riesige Felder wechseln sich mit Gras- und Schilflandschaften ab, immer wieder durchqueren wir kleine Dörfer mit teils verfallenen Holzhäusern, aber auch vielen neuen Bauten, die uns zeigen, dass die Entwicklung auch die östlichen Bereiche Polens erreicht hat.

Jedes Dorf beherbergt mehrere Storchennester – ganz wie man es aus Büchern und Filmen kennt. Auf den saftigen Wiesen sehen wir häufig ganze Storchfamilien beim Frösche fangen.

Ebenso fallen uns viele liebevoll geschmückte Kreuze auf, die natürlich zum Fest Mariä Himmelfahrt besondere Beachtung finden.

Überall finden wir Picknickplätze, die in der Regel mit überdachten Sitzplätzen ausgestattet sind. Zwei Nächte verbringen wir auf einem Campingplatz, erholen uns etwas und gehen schwimmen und Kanu fahren, Ansonsten schlafen wir auf wilden Stellplätzen, einmal sogar mit bereit liegendem Feuerholz und Grillplatz.

Neben so viel toller Landschaft gibt es hier in Masuren natürlich auch noch Orte mit einer düsteren deutschen Vergangenheit. So liegt die Wolfschanze, Hitlers Hauptquartier für den Russlandfeldzug, östlich von Rastenburg mitten im Wald. Die Ruinen der Gebäude und unglaublich großen Bunkeranlangen locken Tausende von Besuchern an. Wir sind Sonntag morgens um acht Uhr da und können die bedrückenden Anlagen so in Ruhe, mit nur wenigen Menschen, auf uns wirken lassen.

Hier wurden über 140.000 m³ Stahlbeton verarbeitet, um einer geheimen Siedlung mit über 1000 Bewohnern Platz zu bieten, neben einem Führerbunker gab es weitere Bunker für z.B. Göring, Bohrmann und Gäste des Naziregimes.

Immer wieder werden Informationen über das Dritte Reich gegeben, so z. B. auch über den im Juli 1944 von Von Stauffenberg u.a. leider vergeblich verübten Anschlag auf Hitler.

In großen Teilen des Geländes erleben wir, wie die Natur sich ihren Lebensraum zurück erobert und selbst den stärksten Beton zum Bersten bringt.

Trotzdem darf niemals Gras über die Zeit des Naziregimes wachsen! Mahnmale wie dieses müssen bestehen bleiben, um das Grauen in unserem Bewußtsein zu behalten und so abschreckend zu wirken. Im Krieg kann es nur Verlierer geben!!!