Lublin ist eine Stadt, die wir irgendwie so gar nicht auf dem Schirm hatten. Aber im Reiseführer liest sich alles sehr interessant, uns so beschließen wir, in Münsters Partnerstadt einen Stopp einzulegen. Im Spätnachmittag treffen wir ein, können direkt unterhalb der Burg parken und von dort in wenigen Metern die historische Altstadt erreichen.
Durch das Burgtor betreten wir die nur zu Fuß erkundbare Altstadt und stoßen – obwohl (oder gerade weil) heute der Feiertag Mariä Himmelfahrt ist – auf Menschenmassen. Zum Glück sind wenigsten die Geschäfte geschlossen! So lassen wir uns nicht stören, bewundern die alten, teilweise restaurierten Fassaden und lassen die Atmosphäre einfach wirken.
Lublin war im Mittelalter und bis zum Zweiten Weltkrieg eines der jüdischen Zentren in Europa, hier gab es die einzige europäische jüdische Universität! Wir finden ein (wiedereröffnetes) jüdisches Restaurant und nehmen ein superleckeres Abendessen ein, wie immer in Polen sehr günstig. Weitere Spuren des ehemaligen jüdischen Lebens findet man in Lublin kaum, hier haben die Nationalsozialisten fürchterlich gewütet.
Mit Einbruch der Dunkelheit ergeben sich nochmal andere Perspektiven, da große Teile der Altstadt stimmungsvoll beleuchtet sind.
Am nächsten Tag statten wir dem ehemaligen Konzentrationslager Majdanek einen Besuch ab, das nur vier Kilometer außerhalb Lublins liegt und in dem quasi alle Lubliner Juden ermordet wurden. Da wir Marie und Ruben für einen Besuch in Auschwitz noch für zu jung halten, bietet sich Majdanek als erste Gedenkstätte des Holocaustes für uns an. Hier steht das monumentale Mahnmal „Tor zur Hölle“, aber detailliertere Darstellungen wie in Auschwitz fehlen.
In Richtung Süden treffen wir wieder auf die Weichsel, die wir ja schon kurz vor der Mündung in die Ostsee überquert haben. Im sogenannten „Obstgarten“ Polens, rund um Sandomierz, verbringen wir eine extrem ruhige Nacht auf dem Weichseldeich, umgeben von Apfel-, Pfirsich- und Birnenbäumen in Hülle und Fülle.
Ein weiteres städtisches Highlight in Südpolen ist Krakau, dem wir allerdings auch nur eine abendliche Stippvisite gönnen. In den Sommerferienmonaten ist es einfach überall rappelvoll! Trotzdem lassen wir uns den Wawel sowie den 40.000 m² mittelalterlichen Hauptmarkt (Rynek) nicht entgehen.