Ende Juni mussten wir unseren treuen fahrbaren Untersatz Grüdi schweren Herzens in Walvis Bay zurücklassen – leider hatte das gebuchte Schiff zwei Wochen Verspätung, so dass wir (anders als geplant) vor dem Ablegen des Schiffes nach Hause fliegen mussten. Glücklicherweise war es Olaf von Namship in Walvis Bay gelungen, zumindest das Carnet de Passage (Grüdis Zolldokument) abstempeln zu lassen, so dass es mit uns nach Hause fliegen konnte. Knapp zwei Wochen später erhielten wir dann endlich die Nachricht, dass unser Truck auf der „Bright Sky“ in Richtung Deutschland schippert, sogar unter Deck und angeblich RoRo (also gefahren, nicht gekrant) verladen wurde. Am 31. Juli sollte das Schiff in Hamburg anlegen – unterwegs verfolgten wir es im Internet mit dem Vesseltracker und konnten so die Zwischenstopps in Vigo und Rotterdam „live“ miterleben.
Passend zu Jochens erstem Arbeitstag am 2. August sollten wir dann in Hamburg stehen, um Grüdi in Empfang zu nehmen – dabei war alles so gut geplant gewesen…So machen sich erst Judith, Hannah, Ruben und Marie auf den Weg und suchen schon mal den Hamburger Hafen optisch ab: von den Landungsbrücken aus ist natürlich kein Grüdi zu sehen.
Durch den Alten Elbtunnel geht es auf die andere Seite, auch hier gibt es tolle Ausblicke, aber keinen Grüdi. Später fahren wir mit den Elbfähren Richtung Övelgönne, entlang an großen Hafenanlagen, und werden einmal ordentlich nass.
Wir bewundern die atemberaubende Sicht auf die Hafenanlagen in direkter Nähe zur City und fragen uns, ob Grüdi wohl mit einem dieser Kräne abgeladen wurde… Hoffentlich hat er das unbeschadet überlebt!!! So sehr wir auch gucken – er ist nicht zu sehen, wir müssen uns bis zum nächsten Tag gedulden! Wir treffen Judiths Bruder mit Familie und können bei ihnen die Nacht verbringen. Am nächsten Morgen kommt Jochen direkt aus seinem ersten 24h-Dienst nach Hamburg gesaust, und gemeinsam mit Judith und Hannah geht es in den Hafen, wo wir bei der deutschen Partnerfirma von Namship verabredet sind. Nachdem die Zollfreigaben erledigt sind, geht es zum Südwestterminal – aber irgendwie kommt uns die Fahrt eigenartig vor, es geht nämlich nach Norden!? Als wir in die Afrikastraße einbiegen, die zum Windhukkai führt (wie passend!), geht uns ein Licht auf: vermutlich heißt das Terminal nicht so, weil es im Südwesten des Hafens liegt, sondern in Anlehnung an Deutsch-Südwest, die Bezeichnung Namibias zu Zeiten der Kolonialpolitik!
Bevor wir das Terminal betreten dürfen, müssen wir alle unsere Pässe abgeben und werden mit Warnwesten ausgestattet. Dann geht es zu Fuß los, überall um uns stehen große Container und riesige Gabelstapler sausen umher. Aber wo ist nun Grüdi?
Hoffentlich steht er nicht inmitten dieser Containerberge! Unser Agenturmitarbeiter fragt sich durch, die erste Auskunft: das kann dauern! Plötzlich kommt dann aber ein Arbeiter des Terminals und teilt uns mit, dass Grüdi hinter der Halle stehe und sehr schön geflogen sei – er wurde also per Kran entladen. Hauptsache, die haben ihn gut festgemacht und sanft landen lassen…. Wir werden durch eine Halle geführt, und plötzlich steht er da!! Auf den ersten Blick sieht er aus wie immer – nur sehr sauber, was aber bei dem Regen der letzten Tage nicht wirklich erstaunt! Im Hintergrund sehen wir das alte Kreuzfahrtteminal an den Landungsbrücken, wir hätten Grüdi also am Vortag sehen können, wenn wir etwas weiter in Richtung Elbphilharmonie gegangen wären! Jochen muss auf Geheiß des Mitarbeiters erst einmal einen Rundumcheck machen, denn Reklamationen bei etwaigen Einbrüchen werden später nicht mehr akzeptiert. Wir stellen erleichtert fest, dass alle Fenster, Dachluken und die Tür unversehrt sind, sogar im Fahrerhaus fehlt nichts! Und dann kommt der spannende Moment: Jochen betätigt den Startknopf! Wird Grüdi nach über fünf Wochen anspringen, oder benötigen wir das NATO-Überbrückungskabel? Aber unser Dicker lässt uns nicht im Stich: völlig unproblematisch lässt sich der Motor starten, Kommentar der Reedereiarbeiter: „Oh, das erleben wir hier bei verschifften alten Trucks selten!“ Wir sind mächtig erleichtert, als wir mit unversehrtem Reisemobil aus dem Terminalgelände rollen. Nun geht es noch schnell zum Zoll, der aber nur einen schnellen Blick auf die Fahrgestellnummer wirft und dann nach etwas Wartezeit das Carnet stempelt – das war wirklich einfach!
Über die Köhlbrandbrücke verlassen wir den Hamburger Hafen, genießen den Blick und freuen uns wirklich, das die Verschiffung – wenn auch mit Verspätung – so unproblematisch geklappt hat. Jetzt sind wirklich alle Reisegefährten wieder daheim!
Am nächsten Tag geht es nach Hause, wo schon ein Team des WDR auf uns wartet, um nach dem Beitrag „Lokalzeit goes global“ noch einen kurzen Abschlussbeitrag zu unserer Reise zu drehen. Damit ist unser Reiseblog vorerst beendet – bald wird der Alltag wieder Einzug halten! Aber sicherlich werden wir dieses fantastische Familienabenteuer nie vergessen und lange davon zehren! Außerdem können wir hoffentlich noch viele Urlaube mit Grüdi machen, mal sehen, wohin es uns im nächsten Sommer verschlagen wird…