Archiv für den Monat: April 2017

Im Norden der Drachenberge

Wie ein Halbmond umschließen die Drakensberge das Binnenländchen Lesotho und ragen mit ihren Gipfeln auf über 3000m Höhe. Von weitem sehen sie angeblich aus wie die Rückenzacken eines liegenden Drachen, weswegen die Buren sie vor Hunderten von Jahren so benannten. Nach unserem zugegebenermaßen kurzen und kalten Ausflug nach Lesotho besuchen wir noch die nördlichen Regionen des Gebirges, an dem sich ein Nationalpark an den nächsten reiht.

Los geht es bei Clarence, wo wir auf der Bokpoort Farm unterkommen, die als Westernranch unter anderem mit Ausritten in die Berge lockt – davon träumt Marie schon, seit wir unterwegs sind. Wir buchen einen zweistündigen Familienausritt undDSCI0748-001 starten morgens um halb zehn – zuerst heißt es Helme ausprobieren und Pferde zugewiesen bekommen. Nachdem die grundlegenden Griffe geklärt sind und Ruben noch schnell nachfragt, wo denn die Bremse sei, geht es los. Im Gänsemarsch, immer schön hinter dem Leitpferd mit Guide her, zockeln wir bergab – seeehr langsam und ganz schön wackelig, zumal DSCI0769-001man sich beim Westernreiten eine Hand immer für das Lasso freihält…. Irgendwann darf es auch mal etwas Trab sein – eine ganz schön holperige Angelegenheit, bei der nicht alle wirklich den Rhythmus finden. Der Guide gibt die Anweisung, immer schön locker zu bleiben, was bei Judith leider zu der Figur „Mehlsack“ führt. Am besten hält sich Marie – sie wollte ja schließlich auch reiten! Lea und Ruben kämpfen mit dem Gas geben und der Lenkung – zum Glück sind die Pferde darauf trainiert, immer dem Chef hinterherzulaufen. Nach einiger Zeit klappt es aber besser, so dass Marie die Führung übernehmen darf, worauf sie mächtig stolz ist. Weiter geht es über Stock und Stein, bergauf und bergab und durch eine kleinen Bachlauf, bis uns ein Schlussspurt im Galopp (bei dem Judith fast von einem Ast vom Pferd gefegt wird) nach knapp drei Stunden wieder wohlbehalten zur Farm bringt.

DSCI0787-001 DSCI0800-001 DSCI0865-001Von hier reisen wir weiter in den Golden Gate Nationalpark, der seinen Namen von den in der Sonne rotgold glänzenden Felsformationen hat. Hier genießen wir wieder den Herbst mit tollen Farben sowie angenehmen Temperaturen und gehen etwas Spazieren – wir alle spüren die Folgen des Reitausflug als mehr oder weniger ausgeprägten Muskelkater, so dass sich die Wanderambitionen in Grenzen halten.

DSCI0879-001 DSCI0876-001 DSCI0892Zum Abschluss besuchen wir den Royal Natal Nationalpark, in dem wir uns einen schönen Blick auf die Drachenzacken der Drakensberge erhoffen. Leider ist es ziemlich bewölkt und zieht sicht immer weiter zu, so dass daraus nichts wird. Vom Camp aus unternehmen wir nachmittags noch eine kurze Wanderung entlang eines Flusses, der immer wieder mit kleinen Wasserfällen und Kaskaden lockt.

DSCI0940 DSCI0930 DSCI0932Leider sind wir am nächsten Tag schon in Johannesburg verabredet, sonst wären wir sicher länger geblieben. So müssen wir morgens aufbrechen und können dank tiefhängender Wolken das berühmte Amphitheater, das von den drei höchsten, halbkreisartig angeordneten Berggipfeln gebildet wird, nur erahnen.

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Willkommen im Königreich des Himmels!

– mit diesen Worten empfängt uns das kleine Land Lesotho, das mitten in Südafrika, am Rande der Drakensberge, auf 1600müNN und höher liegt. Als wir den Grenzfluss in Maseru überqueren, fühlen wir uns sofort wieder in das „richtige“ Afrika zurückversetzt: die Straßen sind gesäumt von vielen Bretterbuden, aus denen gebratener Mais, Obst, Gemüse und alle möglichen anderen Dinge verkauft werden. Viele Menschen stehen und laufen herum, winken und lachen freundlich und lassen ihre Kühe oder Schafe im Graben weiden. Horden von Kindern und Jugendlichen in Schuluniformen säumen die Straßen, auch die Allerkleinsten im Kindergartenalter sind schon mutterseelenallein unterwegs. Auch die in Ostafrika so beliebten Speedhumps zur Geschwindigkeitsbegrenzung sind wieder allgegenwärtig – wir hatten sie seit Botswana schon fast vermisst… Leider holt uns auch ein weniger schöner Aspekt des nördlichen und östlichen Afrikas wieder ein: überall dort, wo größere Ansiedlungen sind, liegen Unmengen von Müll herum.

Wir lassen die Hauptstadt Maseru DSC06143schnell hinter uns liegen und wagen uns in die Bergwelt vor. Die recht neu asphaltierte Straße in Richtung Semokong windet sich in atemberaubenden Steigungen durch die Landschaft, Grüdi hat mächtig zu kämpfen. Überall fallen uns große Menschentrauben in gleichen bunten Shirts auf: mal gelb, mal rot, dann blau oder weiß, Sie tanzen auf den Straßen, singen Lieder und rufen Parolen. Später erfahren wir, dass dieses keineswegs irgendein Volksfeiertag ist, sondern dass Anfang Juni die Parlamentswahlen stattfinden und unzählige Parteien um die Gunst der Wähler buhlen – der König hat nämlich lediglich repräsentative Funktionen. Weiter im Landesinneren sind dann auch keine Parteiveranstaltungen mehr zu finden, das Leben der Menschen hier ist viel zu hart, um die Zeit mit derartigen Dingen zu vergeuden. Es gibt weder Strom noch eine Wasserversorgung, die Basothos leben in einfachen Steinhütten mit Strohdächern, bauen etwas Hirse oder Weizen an und weiden ihre Kühe und Schafe. Immer wieder passieren wir kleine Siedlungen und erstaunlich viele, oft neu erbaute Schulen.

DSC05979 IMG_9429Als wir Mittagspause machen, stehen plötzlich zwei kleine Jungen an der anderen Straßenseite und versuchen, uns auf einer Art Gitarre etwas vorzuspielen. Es klingt zwar wenig melodiös, aber natürlich bekommen sie auch jeder einen unserer Pfannekuchen ab. Wenige Minuten später wird Jochen von einer jungen Frau angesprochen, die uns zum Campen in ihr Guesthouse einlädt. Wir folgen der Einladung und übernachten auf ihrem Gelände, das sie recht rustikal, aber gemütlich hergerichtet hat.

Nachdem wir in den letzten Tagen an den Temperaturen und dem Herbstlaub schon gemerkt hatten, dass der „Winter“ naht, bekommen wir das in dieser Nacht sehr deutlich zu spüren: es wird bitterkalt, als wir morgens aufwachen zeigt das Termometer -3°C, und wir sind von Rauhreif umgeben. Grüdi tut sich beim Starten richtig schwer – diese Temperaturen ist er nicht mehr gewöhnt und mag sie gar nicht!

DSCI0724Auch wir bibbern ziemlich, die Kinder verlassen ihre Schlafsäcke vorsichtshalber gar nicht erst. Die Schulmädchen, die uns früh um sieben entgegenkommen, haben aber alle noch kurze Röcke an – Winterschuluniform ist erst ab Mai erlaubt! Auf unserem Weg durch die wunderschöne Landschaft treffen wir immer wieder auf junge Männer, die in dicke Decken gehüllt mit ihren Schafen oder Rindern unterwegs sind.IMG_9424Es sind nur wenige private Autos zu sehen, Hauptfortbewegungsmittel im Bergland ist das Pferd.

IMG_9425 IMG_9436In Semokong müssen auch wir die Teerstraße verlassen, um die Maletsunyane-Wasserfälle zu erreichen. Recht holprig, steil und eng ist der Weg, der uns auf den Canyon zuführt.

DSC06045 DSC06060Schließlich können wir etwas oberhalb des Falles parken und die Aussicht genießen.

IMG_9450 IMG_9464 Auf dem Rückweg erleben wir ein weiteres Mal, wie hart das Leben der Menschen hier noch ist: die Feldarbeit wird komplett per Hand erledigt, das Getreide gedroschen wie bei uns vor über hundert Jahren.

IMG_9468 DSC06104Hannah wird zum Helfen aufgefordert, möchte aber doch lieber mit uns weiterfahren. Wir genießen weiter das tolle Panorama, bleiben aber nur noch eine weitere Nacht – das Königreich des Himmels ist einfach zu kalt für uns und vor allem für Grüdis Batterie…

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Diamantenfieber und Frostbeulen

Nach dem Versorgungs- und Waschstopp in Upington rollen wir bei strahlend blauem Himmel in Richtung Osten, unser Ziel heißt Kimberley. Die 100.000-Einwohner-Stadt verdankt ihre Entstehung großen Diamantenfunden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Cecil Rhodes, späterer Premierminister und Namensgeber der britischen Kolonien Süd- und Nordrhodesien (heute Simbabwe), errichtete mit der Firma „De Beers“ die größte Mine Kimberleys. Heute spielt der Diamantenabbau nur noch eine untergeordnete Rolle. Rund um das „Big Hole“ und die ihm angegliederte nachgebaute Dimantengräberstadt kann man aber sehr anschaulich die Geschichte und den rasanten Aufstieg nachvollziehen.

Aus dem Big Hole wurden von IMG_93411871 bis 1914 im Tagebau insgesamt 2.722 Kilogramm Diamanten (=über 14 Mio Karat)  gefördert. Es ist mit 241m das tiefste per Hand gegrabene Tagebauloch der Welt. Heute ist es 40 m tief mit Wasser gefüllt und liegt mitten in der Stadt Kimberley, seine Fläche beträgt 17 Hektar, der Umfang 1,6 km.

DSC05952Wir stehen (mal wieder als einzige Gäste) auf dem städtischen Campingplatz direkt neben dem alten Tagebau. Von hier können wir die als kleines Freilichtmuseum konzipierte Anlage besichtigen und starten die Tour mit einer sehr informativen und kurzweiligen Führung, die auf der Plattform über dem Loch beginnt und uns auch in IMG_9356den nachgebauten Untertageabbau, der heute noch getätigt wird, führt. Zum Schluß der Führung erhalten wir sogar Eintritt in einen hochgesicherten Bereich, in dem besonders wertvolle Diamanten gezeigt werden – nun verstehen wir auch den Sicherheitscheck, bei dem Jochen (mal wieder) seinen Leatherman abgeben musste…

IMG_9343 IMG_9348Um den alten Tagebau herum wurden viele alte Gebäude aus der Zeit des Diamantenfiebers wieder aufgebaut, so dass wir das Leben der Menschen gut nachvollziehen können.

IMG_9368 IMG_9367 IMG_9372 IMG_9369 IMG_9374 IMG_9335Auch wenn wir uns große Mühe geben, können wir doch leider keinen Diamanten mehr auf dem Boden finden…. Zum Abschluss gibt es eine kleine Rundfahrt mit der originalen Tram, die noch auf den Schienen, die Anfang des 20. Jahrhunderts rund um das Big Hole gelegt wurden, fährt.

Von Kimberley zieht es uns dann in den Mokala-Nationalpark, den jüngsten südafrikanischen Park, in dem wir endlich Nashörner sehen wollen! Leider haben wir aber nicht berücksichtigt, dass hier rund um Ostern natürlich Ferien sind, was bedeutet dass alle Camps in den Parks ausgebucht sind (Campen ist nach dem Braai Nationalsport Nr. 2… in Südafrika). Am Gate DSC05827verweisen uns die sehr hilfreichen Ranger  aber an die Eureka-Farm von Albert und Elsa Voster, die auf ihrer Rinderfarm zwei kleine Ecocamps aufbauen.DSC05829 Ecocamp bedeutet hierbei nichts anderes als dass man wirklich ohne Strom und Wasser mitten in der Wildnis steht, nur eine kleine Feuerstelle ist eingerichtet und ein modernes Plumpsklo installiert. Wir stehen einige Kilometer vom Farmhaus enfernt direkt am Damm, der nach vier Jahren ohne Niederschlag nun seit Anfang Januar langsam wieder vollregnet, und verbringen eine herrlich ruhige Nacht. Leider setzt in den frühen Morgenstunden Regen ein und verwandelt unsere Umgebung in eine schmierige Rutschbahn. Albert und Elsa, beide Mitte Siebzig, sind extrem bemüht um uns, und so steht Albert schon zum DSC05809Frühstück wieder bei uns und bringt einen Kanister mit Trinkwasser. Dann lädt er uns alle in seinen Toyota ein und wir bekommen von ihm und seiner Frau eine dreistündige Rundfahrt über das 750 Hektar große Farmgelände. Wir sehen Oryx, Springbock, Kuhantilopen, Kudus und natürlich Rinder, die aber urafrikanisch sind und alle eine individuelle, wunderschöne Fellzeichnung haben. Anschließend darf Marie noch die Pferde besuchen und ist natürlich happy…DSC05821Nachmittags wandern wir noch auf Büffel- und Rhino-Pirsch direkt am Zaun zum Nationalpark entlang, bekommen aber leider keinen der beiden Big Five zu sehen. DSC05839 DSC05841

Nach zwei Nächten auf der Farm starten wir am Karfreitag frühmorgens zum Park, um ihn in einem Tagestrip zu durchqueren. Leider sind aufgrund des starken Regens die meisten Loops gesperrt, so dass wir uns nur auf der Hauptpiste bewegen können (aber lieber so, als wieder für fünf Tage irgendwo im Schlamm zu stecken…). Wir frühstücken an einem Wasserloch und bekommen die üblichen Verdächtigen zu sehen: Zebras, Gnus, Springböcke und Oryxantilopen – alle schön, aber wir wollen doch endlich mal ein Nashorn sehen! Und plötzlich spaziert es direkt vor uns über die Straße, lässt sich von Grüdi aber schnell ins Gebüsch jagen und umrundet uns einmal mit etwas Abstand.

DSC05863 DSC05864Es gibt sie also wirklich hier – sowohl in der Spitzmaul- als auch in der Breitmaulausführung!

Mittags halten wir an einem „Bird Hide“ und stellen fest, dass man hier offensichtlich übernachten kann. Als wir später an der Rezeption nachfragen, ist diese Option tatsächlich noch zu haben, und entgegen unseren Plänen (eigentlich wollten wir Ostern schon in Lesotho verbringen) bleiben wir noch eine dritte Nacht in der Region. Auf Umwegen rollen wir zurück zum „Bird Hide“ und richten uns häuslich ein. In dem Unterstand, der direkt an einem großen Damm liegt, gibt es vier Betten, die man von der Wand klappen kann, und einen extra gesicherten Bereich mit Feuerstelle, dazu noch eine Toilette und sogar eine Dusche sowie Solarlampen.

IMG_9384IMG_9382 Wir entfachen das Feuer, setzen Stockbrotteig an und beobachten im Sonnenuntergang die Tiere, die zum Trinken kommen. Neben Grünmeerkatzen, Helmperlhühnern und anderen Wasservögeln sehen wir sogar…

DSC05914…kleine Kudus…DSC05883…und große Kuduweibchen!DSC05929Als es dunkel wird, bauen die Kinder die Schlafstätten auf und machen sich „winterfest“ – es wird nachts nämlich empfindlich kalt!

IMG_9405IMG_9406Danach beobachten wir noch lange den dunklen See, bewundern die Sterne, die sich im Wasser spiegeln und stellen fest, dass es tatsächlich immer kälter wird… Leider kommen keine Nashörner oder Büffel zum Trinken vorbei, lediglich die Enten und Gänse machen etwas Radau.

IMG_9396Irgendwann geht der Mond auf und beleuchtet so die Szenerie zusätzlich – einfach nur toll!!! IMG_9413Dank der Kälte – wir haben nur noch 4°C – fühlen wir uns wie Frostbeulen und sind fast alle vor sechs Uhr auf, um vielleicht doch noch Tiere zu sehen. Ein heißer Kakao kann uns etwas erwärmen, aber so richtig tauen wir erst auf, als wir wieder im Grüdi sitzen und die Fahrt zum Gate genießen… DSC05944 DSC05901

Wildcard-Einsatz im Norden Südafrikas

Für Südafrika kaufen wir uns die Wildcard, die für die ganze Familie an 365 Tagen Eintritt in 80 Nationalparks und -reservate verspricht. Die Karte kostet knapp 300,- € – so viel hätten wir in Kenia für nur einen Tag im Park bezahlt! Die Investition lohnt sich also auf jeden Fall, und wir beginnen direkt im Nordwesten mit dem Einsatz.

Von Upington, wo wir unser erstes Nachtlager aufgeschlagen haben, fahren wir zu den Ausgrabies Falls, an denen sich der Oranje-River in Kaskaden in die Tiefe stürzt. Leider hat es in den letzten Monaten im Einzugsgebiet nur wenig Regen gegeben, so dass der Wasserfall eher einem Rinnsal gleicht. Aber die Aussicht auf die großen, vom Wasser rundgeschliffenen Felsen ist trotzdem schon beeindruckend.

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BIMG_9280esonders interessant sind auf die Felsen, die teilweise halb in der Luft zu schweben scheinen.

Wir bleiben für zwei Nächte auf dem staatlichen Camp und haben das zweifelhalfte Vergnügen, die Grillkünste unserer burisch-südafrikanischen Nachbarn zu genießen – das Ganze ähnelt eher einem Rauchopfer, und das vom Frühstück bis zum Schlafengehen…

IMG_9311Wie schon so häufig wimmelt es im Camp von Grünmeerkatzen, einer Affenart die wirklich wild auf Lebensmittel aller Art ist. Sie scheinen sich mit den Klippschiefern, die hier auch in Massen unterwegs sind, verbündet zu haben: diese lenken unsere Kinder, die eigentlich den gedeckten Tisch bewachen sollen, mit ihrer putzigen Art ab, damit Affen dann das Brot klauen können – perfekte Symbiose!!!

DSC05538 DSC05539Obwohl sich der Sommer hier auf der Südhalbkugel langsam verabschiedet, ist es tagsüber sehr warm. so dass sich unsere Aktivitäten auf Poolbesuche und im Schatten sitzen beschränken – für eine der Wanderungen, die hier angeboten werden, ist es einfach zu heiß. Gegen Abend geht es nochmal zu den Fällen, die alle durch ein sehr gut ausgebautes Wegesystem aus Holzstegen miteinander verbunden sind. Im Licht der schwindenden Sonne wirkt die Landschaft nochmal ganz anders.

DSC05604IMG_9301 Auf den Felsen rund um die Fälle wimmelt es von Geckos aller Art, die in interessanten Farben leuchten.

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Ebenso entdecken wir überall Klippschiefer, die sich allerdings nicht so gerne ablichten lassen und weglaufen – nur dieser hier war wohl nicht schnell genug, er ist ja auch ganz schön moppelig…

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Weiter geht es in den nächsten Nationalpark – wir starten unseren zweiten Versuch, in den Kgalagadi Transfrontier NP zu kommen. Zur Erinnerung: dort wollten wir schon Anfang Februar von Botswana aus hin, blieben damals aber in der Zentralkalahari stecken… Kgalagadi ist das Buschmann-Wort für Kalahari und bezeichnet einen länderübergreifenden Park zwischen Botswana, Südafrika und dem Grenzbereich zu Namibia. Leider haben wir keinen Campingplatz vorgebucht und nicht gewusst, dass in Südafrika zwei Wochen Osterferien sind. So können wir nur für eine Nacht ein Camp im Park ergattern, was unseren Aktionsradius natürlich ziemlich einschränkt und uns nur zwei relativ kleine Runden auf den Hauptpisten entlang des trockenen Nossob-Tals drehen lässt.

IMG_9325Da es in diesem Jahr – wie wir ja am eigenen Leib erfahren durften  – viel Regen in der Kalahari gegeben hat, ist auch hier die Landschaft recht grün, die berühmten roten Sanddünen sind in weiten Teilen von Gras überzogen. So halten sich auch die schwarzmähnigen Kalaharilöwen gut versteckt, wir können leider nur drei Weibchen und ein Männchen in ziemlicher Distanz entdecken.

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Reichlich zu sehen bekommen wir die üblichen Kalahari-Bewohner wie Springböcke, Oryx-Antilopen, Gnus und Kuhantilopen, die sich in Hundertschaften um die Wasserlöcher scharen.

DSCI0657 DSCI0674 DSCI0667 DSCI0653DSC05695Auch ein kleiner Schabracken-Schakal erscheint zum Trinken, der allerdings für die Huftiere überhaupt keine Gefahr darzustellen scheint.

DSC05734Überall in den Bäumen hängen riesige Webervogelnester, die auch gerne mal mitsamt Baum zusammenbrechen, wenn das Gewicht zu groß wird.

IMG_9321Aber nicht nur Hunderte von Webervögeln wohnen hier, es gibt auch größere Untermieter:

DSC05760Aus dem gefiederten Tierreich bekommen wir noch weitere Vertreter zu Gesicht: den Sekretärvogel, der wirklich sehr gestelzt und wie in einem Frack daherkommt,

DSC05752einen Raubvogel – vielleicht ein Kampfadler (unsere ornithologischen Kenntnisse sind leider schlecht…)

DSC05716 und eine Straußenfamilie mit fünf Jungtieren, denen Grüdi aber leider zu laut ist – eigentlich alles Tiere, die wir in den letzten Monaten schon häufiger zu sehen bekommen haben.

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Ein lang ersehntes neues Tier bekommen wir aber doch noch zu Gesicht: das Erdmännchen – nicht zu verwechseln mit den Erdhörnchen, die hier in Massen leben. DSC05674Unterscheidungsmerkmal ist der Schwanz: beim Erdmännchen dünn, beim Erdhörnchen buschig ist und gerne als Sonnenschutz genutzt wird (bei diesem Exemplar leider zu kurz geraten…).

DSC05729Bei der Ausfahrt aus dem Park überfahren wir erst noch eine Puffotter, die sich wie durch ein Wunder zwischen Vorder- und Hinterreifen hindurch retten kann, sehen dann noch eine Kap-Kobra und zu guter Letzt noch eine Schildkröte.

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Die beiden erstgenannten waren leider zu schnell für ein Foto…

Der Countdown läuft…

… und wir haben das letzte große Land unserer Reise erreicht! Am Sonntag sind wir in Südafrika eingereist, hier werden wir die nächsten knapp drei Monate reisen und vielleicht noch zwei Abstecher nach Lesotho und Swasiland machen.

Das Reisetagebuch Namibia ist fertig – viel Vergnügen beim Lesen!

Lüderitz und Kolmanskuppe

Kurz vor Aus erreichen wir endlich wieder Asphalt, was vor allem Jochen erleichtert, da Grüdis Staukisten fast abzufallen drohen. Quer durch die Namib geht es von 1000 müNN gut 100 km nach Westen an den Atlantik, wo mit dem Städtchen Lüderitz wiederum – wie schon in Swakopmund – ein sehr deutsch geprägter Ort auf uns wartet. Wir quartieren uns auf dem städtischen Campingplatz auf der „Shark Island“ ein – Haie suchen die Kinder im Wasser aber vergeblich. Dafür bläst uns ein heftiger Wind um die Ohren, der jegliche Mahlzeitenaufnahme im Freien unmöglich macht und Grüdi ganz schön durchschüttelt. DSCI0564 DSCI0561Die Insel ist dank einer kleinen Felsaufschüttung keine Insel mehr, aber trotzdem sind wir zu drei Seiten von Meer und Hafen umgeben. Die Kinder haben einen Riesenspaß auf und zwischen den Felsen, sie suchen sich Wohnkuhlen und klettern an fragwürdigen Seilen auf und ab.

DSCI0592Abends legt sich der Wind etwas, so dass wir zumindest den Sonnenuntergang genießen können.

DSC05525Das Städtchen bietet viele deutsche Kolonialbauten, teilweise sehr gut erhalten. Wir machen einen langen Rundgang und suchen dabei vergeblich einen Händler, der uns Winkeleisen zwecks Grüdireparatur verkaufen kann.

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DSCI0575Vorbei an alten Wohnhäusern geht es hoch zur Evangelischen Felsenkirche, von der man einen tollen Blick auf die Lüderitzbucht hat.

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Direkt unterhalb der Felsenkirche liegt das Goerke-Haus, in dem der Geschäftsführer der Diamantenwerke um 1910 nur für zwei Jahre wohnte. Heute ist es renoviert und dient u.a. als Gästehaus der staatlichen DIamantengesellschaft.

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Gut erhalten ist auch die Turnhalle des Deutschen Männerturnvereins – so eine ähnliche Halle steht ja zu Hause auch noch und wird gerade umstritten diskutiert… 🙂

DSCI0589Die Waterfront des neuen Fischerei- und Industriehafens wird vom Woermann-Haus überblickt – dieser Hamburger Handelsname ist uns auch schon in Swakopmund begegnet.

Gut zehn Kilometer landeinwärts befindet sich die Geisterstadt Kolmanskuppe. Sie liegt direkt an der Einsenbahnlinie die um 1910 in zehnmonatiger Bauzeit entstand (interessanterweise benötigt die staatliche Bahngesellschaft für den Wiederausbau der Strecke im 21. Jahrhundert über zehn Jahre… vielleicht wird es 2018 was…). Während des Eisenbahnbaus fanden Arbeiter hier glitzernde Steinchen im Sand, die sich als lupenreine Rohdiamanten erwiesen.

IMG_9134Heute kann man die Stadt, deren letzte Bewohner 1956 wegzogen, in den Vormittagsstunden besichtigen und bekommt dann auch eine Führung mit vielen interessanten Informationen. Die meisten Gebäude sind verfallen und der Wüste ausgesetzt, einige wurden aber auch wieder hergestellt, so dass man sich gut in die Lebensumstände Anfang des 20. Jahrhunderst hineinversetzen kann. Mit deutscher Gründlichkeit wurde damals die Versorgung der 300 deutschen Angestellten gesichert – ob die 800 schwarzen Arbeiter auch ähnlich gut gestellt waren, ist eher fraglich. So erhielt jeder Haushalt morgens eine Kiste Wasser, eine Kiste Limonade und einen halben Meter Eis für den Kühlschrank – frei Haus geliefert mit der pferdebetriebenen „Straßenbahn“!

IMG_9166In der ehemaligen Einkaufsstraße der Siedlung befanden sich neben Schlachterei, Bäckerei und Gemischwarenladen auch das Wohnhaus der Ladenbesitzerin, das heute fast original wieder eingerichtet ist.

IMG_9157 IMG_9159Die Rückseiten der Gebäude hat sich die Wüste allerdings schon zurückerobert – in diesem Hof wird es eng für Tier und Mensch…

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Für die Bewohner der Stadt wurde in deutscherIMG_9189 Gründlichkeit natürlich ein Krankenhaus eingerichtet, das über 250 Betten verfügte und den ersten Röntgenapparat des südlichen Afrikas besaß! Hier versahen zwei Ärzte ihren Dienst, die der festen Überzeugung waren, dass es der Genesung der Patienten zuträglich wäre, wenn sie (die Patienten, nicht die Ärzte…) täglich ein Glas Wein konsumierten. Aus diesem Grund hatte das Krankenhaus sogar einen eigenen Weinkeller!

Aber auch hier hat der Sand Einzug gehalten – der lange Flur ist noch begehbar, aber in den Krankensälen wird es eng für die Betten:

IMG_9193Oberhalb der Ladenzeile verläuft die Kaiser-Wilhelm-Allee, an der die Führungkräfte und Akademiker von Kolmanskuppe residierten – auch die Straßenführung hat allerdings der Sand verschluckt…

IMG_9212IMG_9218Neben dem Lehrer, der sich noch mit einem einstöckigen Gebäude begnügen musste, wohnten hier der Architekt, der Buchhalter, der Ingenieur, der Quartiermeister und natürlich – im ersten Haus am Platz – der Minenverwalter

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Aber auch vor der besten Adresse macht der Sand nicht halt :

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– nur die aus Italien importierte Marmorbadewanne ist dank ihrer Lage im ersten OG noch weitgehend sandfrei…