Willkommen im Königreich des Himmels!

– mit diesen Worten empfängt uns das kleine Land Lesotho, das mitten in Südafrika, am Rande der Drakensberge, auf 1600müNN und höher liegt. Als wir den Grenzfluss in Maseru überqueren, fühlen wir uns sofort wieder in das „richtige“ Afrika zurückversetzt: die Straßen sind gesäumt von vielen Bretterbuden, aus denen gebratener Mais, Obst, Gemüse und alle möglichen anderen Dinge verkauft werden. Viele Menschen stehen und laufen herum, winken und lachen freundlich und lassen ihre Kühe oder Schafe im Graben weiden. Horden von Kindern und Jugendlichen in Schuluniformen säumen die Straßen, auch die Allerkleinsten im Kindergartenalter sind schon mutterseelenallein unterwegs. Auch die in Ostafrika so beliebten Speedhumps zur Geschwindigkeitsbegrenzung sind wieder allgegenwärtig – wir hatten sie seit Botswana schon fast vermisst… Leider holt uns auch ein weniger schöner Aspekt des nördlichen und östlichen Afrikas wieder ein: überall dort, wo größere Ansiedlungen sind, liegen Unmengen von Müll herum.

Wir lassen die Hauptstadt Maseru DSC06143schnell hinter uns liegen und wagen uns in die Bergwelt vor. Die recht neu asphaltierte Straße in Richtung Semokong windet sich in atemberaubenden Steigungen durch die Landschaft, Grüdi hat mächtig zu kämpfen. Überall fallen uns große Menschentrauben in gleichen bunten Shirts auf: mal gelb, mal rot, dann blau oder weiß, Sie tanzen auf den Straßen, singen Lieder und rufen Parolen. Später erfahren wir, dass dieses keineswegs irgendein Volksfeiertag ist, sondern dass Anfang Juni die Parlamentswahlen stattfinden und unzählige Parteien um die Gunst der Wähler buhlen – der König hat nämlich lediglich repräsentative Funktionen. Weiter im Landesinneren sind dann auch keine Parteiveranstaltungen mehr zu finden, das Leben der Menschen hier ist viel zu hart, um die Zeit mit derartigen Dingen zu vergeuden. Es gibt weder Strom noch eine Wasserversorgung, die Basothos leben in einfachen Steinhütten mit Strohdächern, bauen etwas Hirse oder Weizen an und weiden ihre Kühe und Schafe. Immer wieder passieren wir kleine Siedlungen und erstaunlich viele, oft neu erbaute Schulen.

DSC05979 IMG_9429Als wir Mittagspause machen, stehen plötzlich zwei kleine Jungen an der anderen Straßenseite und versuchen, uns auf einer Art Gitarre etwas vorzuspielen. Es klingt zwar wenig melodiös, aber natürlich bekommen sie auch jeder einen unserer Pfannekuchen ab. Wenige Minuten später wird Jochen von einer jungen Frau angesprochen, die uns zum Campen in ihr Guesthouse einlädt. Wir folgen der Einladung und übernachten auf ihrem Gelände, das sie recht rustikal, aber gemütlich hergerichtet hat.

Nachdem wir in den letzten Tagen an den Temperaturen und dem Herbstlaub schon gemerkt hatten, dass der „Winter“ naht, bekommen wir das in dieser Nacht sehr deutlich zu spüren: es wird bitterkalt, als wir morgens aufwachen zeigt das Termometer -3°C, und wir sind von Rauhreif umgeben. Grüdi tut sich beim Starten richtig schwer – diese Temperaturen ist er nicht mehr gewöhnt und mag sie gar nicht!

DSCI0724Auch wir bibbern ziemlich, die Kinder verlassen ihre Schlafsäcke vorsichtshalber gar nicht erst. Die Schulmädchen, die uns früh um sieben entgegenkommen, haben aber alle noch kurze Röcke an – Winterschuluniform ist erst ab Mai erlaubt! Auf unserem Weg durch die wunderschöne Landschaft treffen wir immer wieder auf junge Männer, die in dicke Decken gehüllt mit ihren Schafen oder Rindern unterwegs sind.IMG_9424Es sind nur wenige private Autos zu sehen, Hauptfortbewegungsmittel im Bergland ist das Pferd.

IMG_9425 IMG_9436In Semokong müssen auch wir die Teerstraße verlassen, um die Maletsunyane-Wasserfälle zu erreichen. Recht holprig, steil und eng ist der Weg, der uns auf den Canyon zuführt.

DSC06045 DSC06060Schließlich können wir etwas oberhalb des Falles parken und die Aussicht genießen.

IMG_9450 IMG_9464 Auf dem Rückweg erleben wir ein weiteres Mal, wie hart das Leben der Menschen hier noch ist: die Feldarbeit wird komplett per Hand erledigt, das Getreide gedroschen wie bei uns vor über hundert Jahren.

IMG_9468 DSC06104Hannah wird zum Helfen aufgefordert, möchte aber doch lieber mit uns weiterfahren. Wir genießen weiter das tolle Panorama, bleiben aber nur noch eine weitere Nacht – das Königreich des Himmels ist einfach zu kalt für uns und vor allem für Grüdis Batterie…

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