Diamantenfieber und Frostbeulen

Nach dem Versorgungs- und Waschstopp in Upington rollen wir bei strahlend blauem Himmel in Richtung Osten, unser Ziel heißt Kimberley. Die 100.000-Einwohner-Stadt verdankt ihre Entstehung großen Diamantenfunden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Cecil Rhodes, späterer Premierminister und Namensgeber der britischen Kolonien Süd- und Nordrhodesien (heute Simbabwe), errichtete mit der Firma „De Beers“ die größte Mine Kimberleys. Heute spielt der Diamantenabbau nur noch eine untergeordnete Rolle. Rund um das „Big Hole“ und die ihm angegliederte nachgebaute Dimantengräberstadt kann man aber sehr anschaulich die Geschichte und den rasanten Aufstieg nachvollziehen.

Aus dem Big Hole wurden von IMG_93411871 bis 1914 im Tagebau insgesamt 2.722 Kilogramm Diamanten (=über 14 Mio Karat)  gefördert. Es ist mit 241m das tiefste per Hand gegrabene Tagebauloch der Welt. Heute ist es 40 m tief mit Wasser gefüllt und liegt mitten in der Stadt Kimberley, seine Fläche beträgt 17 Hektar, der Umfang 1,6 km.

DSC05952Wir stehen (mal wieder als einzige Gäste) auf dem städtischen Campingplatz direkt neben dem alten Tagebau. Von hier können wir die als kleines Freilichtmuseum konzipierte Anlage besichtigen und starten die Tour mit einer sehr informativen und kurzweiligen Führung, die auf der Plattform über dem Loch beginnt und uns auch in IMG_9356den nachgebauten Untertageabbau, der heute noch getätigt wird, führt. Zum Schluß der Führung erhalten wir sogar Eintritt in einen hochgesicherten Bereich, in dem besonders wertvolle Diamanten gezeigt werden – nun verstehen wir auch den Sicherheitscheck, bei dem Jochen (mal wieder) seinen Leatherman abgeben musste…

IMG_9343 IMG_9348Um den alten Tagebau herum wurden viele alte Gebäude aus der Zeit des Diamantenfiebers wieder aufgebaut, so dass wir das Leben der Menschen gut nachvollziehen können.

IMG_9368 IMG_9367 IMG_9372 IMG_9369 IMG_9374 IMG_9335Auch wenn wir uns große Mühe geben, können wir doch leider keinen Diamanten mehr auf dem Boden finden…. Zum Abschluss gibt es eine kleine Rundfahrt mit der originalen Tram, die noch auf den Schienen, die Anfang des 20. Jahrhunderts rund um das Big Hole gelegt wurden, fährt.

Von Kimberley zieht es uns dann in den Mokala-Nationalpark, den jüngsten südafrikanischen Park, in dem wir endlich Nashörner sehen wollen! Leider haben wir aber nicht berücksichtigt, dass hier rund um Ostern natürlich Ferien sind, was bedeutet dass alle Camps in den Parks ausgebucht sind (Campen ist nach dem Braai Nationalsport Nr. 2… in Südafrika). Am Gate DSC05827verweisen uns die sehr hilfreichen Ranger  aber an die Eureka-Farm von Albert und Elsa Voster, die auf ihrer Rinderfarm zwei kleine Ecocamps aufbauen.DSC05829 Ecocamp bedeutet hierbei nichts anderes als dass man wirklich ohne Strom und Wasser mitten in der Wildnis steht, nur eine kleine Feuerstelle ist eingerichtet und ein modernes Plumpsklo installiert. Wir stehen einige Kilometer vom Farmhaus enfernt direkt am Damm, der nach vier Jahren ohne Niederschlag nun seit Anfang Januar langsam wieder vollregnet, und verbringen eine herrlich ruhige Nacht. Leider setzt in den frühen Morgenstunden Regen ein und verwandelt unsere Umgebung in eine schmierige Rutschbahn. Albert und Elsa, beide Mitte Siebzig, sind extrem bemüht um uns, und so steht Albert schon zum DSC05809Frühstück wieder bei uns und bringt einen Kanister mit Trinkwasser. Dann lädt er uns alle in seinen Toyota ein und wir bekommen von ihm und seiner Frau eine dreistündige Rundfahrt über das 750 Hektar große Farmgelände. Wir sehen Oryx, Springbock, Kuhantilopen, Kudus und natürlich Rinder, die aber urafrikanisch sind und alle eine individuelle, wunderschöne Fellzeichnung haben. Anschließend darf Marie noch die Pferde besuchen und ist natürlich happy…DSC05821Nachmittags wandern wir noch auf Büffel- und Rhino-Pirsch direkt am Zaun zum Nationalpark entlang, bekommen aber leider keinen der beiden Big Five zu sehen. DSC05839 DSC05841

Nach zwei Nächten auf der Farm starten wir am Karfreitag frühmorgens zum Park, um ihn in einem Tagestrip zu durchqueren. Leider sind aufgrund des starken Regens die meisten Loops gesperrt, so dass wir uns nur auf der Hauptpiste bewegen können (aber lieber so, als wieder für fünf Tage irgendwo im Schlamm zu stecken…). Wir frühstücken an einem Wasserloch und bekommen die üblichen Verdächtigen zu sehen: Zebras, Gnus, Springböcke und Oryxantilopen – alle schön, aber wir wollen doch endlich mal ein Nashorn sehen! Und plötzlich spaziert es direkt vor uns über die Straße, lässt sich von Grüdi aber schnell ins Gebüsch jagen und umrundet uns einmal mit etwas Abstand.

DSC05863 DSC05864Es gibt sie also wirklich hier – sowohl in der Spitzmaul- als auch in der Breitmaulausführung!

Mittags halten wir an einem „Bird Hide“ und stellen fest, dass man hier offensichtlich übernachten kann. Als wir später an der Rezeption nachfragen, ist diese Option tatsächlich noch zu haben, und entgegen unseren Plänen (eigentlich wollten wir Ostern schon in Lesotho verbringen) bleiben wir noch eine dritte Nacht in der Region. Auf Umwegen rollen wir zurück zum „Bird Hide“ und richten uns häuslich ein. In dem Unterstand, der direkt an einem großen Damm liegt, gibt es vier Betten, die man von der Wand klappen kann, und einen extra gesicherten Bereich mit Feuerstelle, dazu noch eine Toilette und sogar eine Dusche sowie Solarlampen.

IMG_9384IMG_9382 Wir entfachen das Feuer, setzen Stockbrotteig an und beobachten im Sonnenuntergang die Tiere, die zum Trinken kommen. Neben Grünmeerkatzen, Helmperlhühnern und anderen Wasservögeln sehen wir sogar…

DSC05914…kleine Kudus…DSC05883…und große Kuduweibchen!DSC05929Als es dunkel wird, bauen die Kinder die Schlafstätten auf und machen sich „winterfest“ – es wird nachts nämlich empfindlich kalt!

IMG_9405IMG_9406Danach beobachten wir noch lange den dunklen See, bewundern die Sterne, die sich im Wasser spiegeln und stellen fest, dass es tatsächlich immer kälter wird… Leider kommen keine Nashörner oder Büffel zum Trinken vorbei, lediglich die Enten und Gänse machen etwas Radau.

IMG_9396Irgendwann geht der Mond auf und beleuchtet so die Szenerie zusätzlich – einfach nur toll!!! IMG_9413Dank der Kälte – wir haben nur noch 4°C – fühlen wir uns wie Frostbeulen und sind fast alle vor sechs Uhr auf, um vielleicht doch noch Tiere zu sehen. Ein heißer Kakao kann uns etwas erwärmen, aber so richtig tauen wir erst auf, als wir wieder im Grüdi sitzen und die Fahrt zum Gate genießen… DSC05944 DSC05901