Im Himbaland

IMG_7944Im Nordwesten Namibias liegt das Kaokoveld, eine sehr trockene, von vielen Rivieren und schlechten Pisten durchzogene Region. An dessen südlichem Ende sind wir in Kamanjab in der Oppi Koppi Lodge gelandet und wollen eigentlich von hier aus zu den Epupafalls an der Grenze zu Angola durchstarten. Davon raten uns die Einheimischen angesichts der Straßenverhältnisse und der Wetterlage allerdings ab – für die kommenden Tage sind wieder heftige Niederschläge vorausgesagt.

So bleiben wir zwei Nächte in der Lodge undIMG_7961 bewundern am ersten Abend die Stachelschweine und Klippschiefer, die sich ab 21:00 Uhr auf der Mauer des Restaurants tummeln.

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Am nächsten Morgen geht es von hier aus in ein „Living Museum“ der Himba, die eigentlich weiter im Norden ein Leben als Nomaden geführt haben, hier aber in einer Art Reservat in ihrer ursprünglichen Lebensform weiter wohnen können. Das Dorf bietet Führungen an, deren Einnahmen dem örtlichen Waisenprojekt und der Schule zukommen. Wir stehen dieser Art der Präsentation sehr zwiespältig gegenüber, da wir auf keinen Fall den „Zootourismus“ (wie z.B. bei den Mursi in Äthiopien) fördern, andererseits aber auch fremde Kulturen kennen lernen und Projekte, bei denen nachhaltig die Eigeninitiative zählt, unterstützen wollen.

DSC04734Vor dem Dorf empfängt uns ein junger Mann, der uns führen wird. Er macht uns mit dem Begrüßungsritual bekannt. Im Dorf leben zur Zeit gut 50 Frauen und Kinder und sechs Männer – Polygamie ist bei den Himba üblich. Das Dorf besteht aus dem in der Mitte liegenden Kral, in dem das Vieh nachts gehalten wird, und den darum liegenden Hütten. Besonders wichtig ist es, dass man die Linie Kral – Heiliges Feuer – Häuptlingshütte nicht durchschreitet! Zwei oder mehr Frauen teilen sich mit ihren Kindern und den Waisenkindern, die vom ganzen DorfDSC04729 versorgt werden, jeweils eine der kleinen Hütten. Die Männer bekommen wir nicht zu sehen, da sie mit dem Vieh unterwegs sind oder in den umliegenden Städten einer Arbeit nachgehen. Die Frauen sitzen in kleinen Gruppen vor ihren Hütten, kochen, betreuen die Kinder und basteln Schmuck und Souvenirs, deren Verkauf ihren Lebensunterhalt sichert.

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DSC04707Wir begrüßen jede der Bewohnerinnen mit einem dreifachen Handschlag und der üblichen Formel „Guten Tag“ – „Wie geht es?“ – „Danke gut“ – natürlich in Bantu, der Sprache der Himba, die für uns aber sehr schwierig ist. Danach erzählen wir ein bisschen, vor allem über unsere Kinder, wobei alle Frauen sehr erstaunt sind, dass alle vier Kinder denselben Vater haben… Dann erfahren wir, welche Bedeutung die jeweilige Frisur der jungen Mädchen und Frauen hat: Mädchen tragen Fransen im Gesicht, mit Eintritt der Pubertät ändert sich die Frisur, mit der Hochzeit nochmals, denn dann ziehrt eine Art Schleife den Kopf und die Zöpfe werden mit Kuhdung und Erde eingeschmiert, was ca. alle drei Monate in einer zweitägigen Prozedur erneuert wird. Außerdem lernen wir, dass man an der Zahl der Metallringe am Bein erkennen kann, ob die Frau nur ein oder mehrere Kinder hat.

DSC04716Aus Schönheitsgründen werden allen DSC04727Kindern im Alter von ca. neun Jahren die unteren Schneidezähne ausgeschlagen – für uns eine schreckliche Vorstellung! Während sich Kinder und Männer mit Wasser waschen, ist für alle weiblichen Stammesmitglieder mit Eintritt der Pubertät die Benutzung von Wasser tabu, es kommt nur noch eine Mischung aus Butterfett und Erde zur Anwendung, nachdem der Körper jeden Morgen zweieinhalb Stunden lang mit Rauch gesäubert wird. Tatsächlich ist auch kein unangenehmer Körpergeruch festzustellen, nur der holzig-würzige Rauchduft umgibt alle. Außerdem tragen die Himba nur Bekleidung aus Tierfellen, in der Regel nur einen Lendenschurz.

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Unser Guide führt und in eine der Hütten, wo wir die Schlafstellen (einfache dünne Kuhfelle) und die hölzernen Kopfstützen für die Herren sehen – das stellen wir uns sehr unbequem vor! Dann demonstriert uns eine junge Himba, wie sie sich und ihre Kleider jeden Morgen zwei Stunden vor Sonnenaufgang mit einer Kräutermischung, die verbrannt wird, reinigt. Das ist schon im wahrsten  Sinne des Wortes atemberaubend!

DSC04742 DSC04746Zum Schluss des Rundgangs werden wir höflich gebeten, noch einen Blick auf die Souvenirs zu werfen, die die Frauen angefertigt haben – es sei kein Kaufzwang damit verbunden, aber man würde sich natürlich freuen, wenn wir ein oder zwei Dinge erwerben würden, möglichst bei verschiedenen Verkäuferinnen. Da wir wissen, dass die Einnahmen aus der Tour zu 100% in die Dorfschule fließen, wollen wir natürlich die Frauen selbst auch unterstützen und suchen einige Armbänder und Holzarbeiten aus – einige Verwandte und Freunde dürfen sich also schon auf Himbaschmuck freuen!!!

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