Aus den angenehm kühlen Usambarabergen zieht es uns noch einmal zum Meer nach Bagamoyo, das uns mit tropisch-schwüler Hitze empfängt. Wir wollen uns die Bauten und Relikte in der Kleinstadt, die um die Jahrhundertwende bis zum Ende des Ersten Weltkrieges fest in der Hand der Kolonie Deutsch-Ostafrika war, ansehen. Außerdem sind wir kurz vor der Abfahrt in der Heimat noch darauf aufmerksam gemacht worden, dass der Kreis Warendorf über den Freundeskreis Bagamoyo und insbesondere die Kreismusikschule, in der unsere Kinder auch aktiv sind, intensive Kontakte nach Bagamoyo hat. So ist zum Beispiel das Kindermusical „Die Schlaue Mama Sambona“ vor einigen Jahren in Kooperation mit Künstlern aus Bagamoyo in Deutschland und auch in Tansania aufgeführt worden. Zudem reist eine Gruppe Jugendlicher aus den Chören der Musikschule alle zwei Jahre für die Workshoparbeit einige Wochen nach Bagamoyo und wohnt – wie auch wir jetzt – in der von einem Deutschen geführten „Travellers Lodge“.
Früh am morgen starten wir einen Stadtrundgang, der uns über die ehemalige Kaiserallee – in Erinnerung an das Kopfsteinpflaster der Deutschen mit Pflastersteinen ausgelegt – immer entlang des Meeres in die Altstadt führt. Das erste erhaltene Kolonialgebäude ist die Alte Schule, die heute eine Grundschule beherbergt und in Partnerschaft mit der Marienschule Ahlen in den vergangenen Jahren umfangreich renoviert wurde. Das dreistöckige Gebäude wurde vor über hundert Jahren von einem indischen Kaufmann gespendet mit der Auflage, hier Kinder aller Haufarben zu unterrichten (was auch geschah, allerdings nach Stockwerken getrennt…). Wir sehen viele mathematische und biologische Tafelbilder, die an die Außenfassade des Nebengebäudes gemalt wurden, und können durch die glaslosen Fenster einen Blick in die Klassenräume werfen, in denen es dank Ahlener Unterstützung nun seit 2004 auch Schulbänke gibt.
Weiter geht es an einigen verfallenen Kolonialbauten entlang bis zum alten Wohnhaus der Kaufmannsfamilie Schuller, das direkt am Strand steht.
Die meisten Menschen in Bagamoyo leben nach wie vor in äußerst einfachen Verhältnissen und verdienen sich ihren Lebensunterhalt als Fischer.
Wir begeben uns weiter nach Süden, immer enlang der Küste, und passieren das alte Deutsche Hospital, das mit schwedischer Unterstützung renoviert wurde, die Boma, die bis zu ihrem Dacheinsturz als Verwaltungsgebäude der Tansanier diente, und das Alte Fort, das nach der Garnisonsnutzung später auch als Gefängnis genutzt wurde.
Zum Abschluss gehen wir auf den alten deutschen Friedhof, der direkt am Strand liegt und auf dem sich neben einigen Gräbern gefallener Soldaten auch das Grab des kleinen deutschen Mädchens Gretel befindet, das in Bagamoyo geboren und nur sechs Tage alt wurde.