Kairo

Im Großraum Kairo leben 22 Mio Menschen – das sind gut sechs Mal so viele wie in Berlin! Für uns alle ist es das erste Mal, dass wir in einer so großen Metropole sind, und es ist schon etwas beängstigend. Glücklicherweise haben wir ja über Jochens besten Freund einen guten Kontakt hierher, so dass wir nicht ganz auf uns alleine gestellt sind. Wir sind eingeladen, vor Mustafas Office in Nasr City zu stehen (eigentlich sollten wir im Innenhof stehen, was aber an dedsc01864r Torhöhe von 2,50 m knapp scheiterte…) und können Bad, Dusche, Küche etc. im Büro nutzen. Während der ganzen vier Tage stehen uns im Wechsel seine Mitarbeiter zur Verfügung, die gerne als Touristenguide fungieren und mit den Kindern viel Spaß haben. Grundsätzlich ist der Stellplatz super, nur stört der permanente Verkehr enorm, da die Ägypter ohne Pause hupen – gerne auch um halb vier in der Früh.

dsc01868Der erste Ausflug führt uns am Donnerstag (dem Nationalfeiertag) zum Ägyptischen Museum, in dem wir viele Sarkophage, dsc01872Mumien und Statuen bewundern können. Besonders faszinierend sind die vielen goldenen Grabbeigaben des Tutenchamun, wobei Ruben intensiv nach den goldenen Sandalen sucht, die der Pharao getragen haben soll. Ebenso interessant sind aber auch die mumifizierten Tiere – von Hund über Katze, Ziege und einem riesigen Krokodil bis hin zu einer Kuh, die aber leider etwas aus der Form gelaufen ist…

 

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dsc01930Weiter geht es zum Cairo Tower, der auf der Nilinsel steht und 187 m in den Himmel ragt. Von oben hat man einen guten Rundumblick, der aber leider etwas vom Smog getrübt wird. Inzwischen werden wir von Mahmoud, Mahmoud und Achmed begleitet, allesamt Mitarbeiter aus dem Büro, die ihren Feiertag opfern und sich um uns kümmern. Wir genießen den Blick über die beiden Nilarme, die vielen Sportstätten auf der Nilinsel und den Tahirplatz.

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Tahirplatz – menschenleer und massiv gesichert

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dsc01933Eine weitere der vielen Attraktionen Kairos ist der Bazar Khan el Khalini im islamischen Viertel. Inzwischen ist er fast vollständig auf Touristen aus dem Ausland ausgerichtet, deren Anzahl aber seit 2011 um 75% zurückgegangen ist. So ist es nicht verwunderlich, dass viele der Händler um ihre Existenz kämpfen und die wenigen Touristen, die noch kommen (wie z. B. uns) intensiv umwerben. Es ist aber zu keinem Zeitpunkt unangenehm, ein freundliches „No, thank you“ wird immer akzeptiert. Vielleicht liegt dies aber auch an unseren ägyptischen Begleitern, die uns umsorgen und bei Preisverhandlungen unterstützen. dsc01941Das Viertel besteht aus vielen alten sandfarbenen Gebäuden, unzähligen Moscheen und kleinen Gassen. Wir können die älteste Moschee besichtigen und gelangen in einen alten Innenhof, der zu einem Kulturzentrum umgebaut wurde und in dem die Mädchen sich Hennatatoos malen lassen.

 

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Gegen Abend wollen wir noch die große Moschee El Hussein besuchen, was aber nicht möglich ist, da sich dort genau in diesem Moment der ägyptische Präsident As Sisi und sein sudanesischer Kollege Al Basir treffen. Während wir auf das Taxi warten, geraten wir mitten in die Absperrungen und können uns nicht mehr fortbewegen. Es ist schon skurril: auf den Dächern der umstehenden Häuser und Moscheen stehen bewaffnete Bodyguards, Polizei saust überall herum, die Straße wird gesperrt, unzählige Polizeiautos fahren vorbei – und jeder kann ungehindert passieren, egal ob er/sie eine Burka trägt oder große Kartons auf dem Kopf transportiert… Der Konvoi aus mindestens 20 gepanzerten und schwer bewaffneten Kfz saust keine fünf Meter an uns vorbei – hat ja gut geklappt mit unserem Vorsatz, Menschenansammlungen zu vermeiden…

img_20161008_175423457Nach einem Wasch-, Bastel- und Ausruhtag (den die Kinder hauptsächlich mit Achmed vor der büroeigenen Playstation verbringen) sind wir am Samstag zum Dinner bei Mustafa, dem Chef der Firma eingeladen. Wir genießen ein hervorragendes ägyptisches Essen mit diversen Fischsorten, Dips, Gemüse und Fladenbrot. Wir unterhalten uns sehr gut und stellen im Gespräch fest, dass Mustafa schon mehrfach in unserem Heimatort war, da er als ägyptischer Vertreter einer großen heimischen Firma fungiert! So klein ist die Welt…

img_6670Am Sonntag früh verlassen wir unseren Stellplatz schon um sechs Uhr morgens, da wir vor der Rushhour über die Ringroad die Pyramiden von Gizeh erreichen wollen. Über der Stadt liegt eine unglaubliche Smogschicht, der Gestank ist atemberaubend. Obwohl wir vorgewarnt wurden, dass in Gizeh die aufdringlichsten Händler und Kamelführer ganz Ägyptens lauern, sind wir schon erschrocken, wie intensiv man angegangen wird. Weder ein freundliches Danke noch Ignorieren helfen, die Händler verfolgen uns und fassen uns sogar ständig an! Es ist wirklich extrem nervig, so dass wir die Pyramiden kaum genießen können. Wir wissen um die Armut und Verzweiflung der Menschen, wissen aber auch nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollen. Außerdem nimmt uns der Smog den Atem, Marie fühlt sich nicht gut und die Cheopspyramide ist heute geschlossen, so dass wir nach einem Rundgang schnell flüchten. Leider hat uns das letzte noch stehende Weltwunder der Antike nicht so begeistert wie wir dachten.

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Unser Programm für Kairo ist damit beendet und wir wagen uns ein letztes mal auf die Ringroad, die uns jetzt schon mehrfach ins Staunen versetzte: hier erlebt man alle Facetten des Kairoer Verkehrs: neben Kfz aller Art halten hier die Minibusse mitten auf der Straße, ganze Familien fahren auf einem (!) Motorad durch die Gegend (Papa, Kind 1 und 2, Mama mit Säugling unter dem Arm…) – und alle hupen. Die ganze Zeit. Ohne Pause. Und ohne Sinn und Verstand…