Die griechische Mentalität…

… versetzt uns täglich wieder in Erstaunen und leider häufig auch in Unmut. Erleben wir z.B. an der Supermarktkasse die extreme Ruhe und Gelassenheit, wenn es darum geht seine Einkäufe in tausend dünne Plastikbeutel (die ja eigentlich seit dem 1.April europaweit nicht mehr kostenlos abgegeben werden dürfen) zu verpacken, so scheint sich diese Gelassenheit beim Gang zum Auto in Luft aufzulösen, denn mit diesem wird an den unmöglichsten Stellen überholt und auf jeden Fall bis zum Maximum aufgedreht – bevorzugt nachts zwischen eins und vier. Auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen werden als Empfehlungen verstanden und Motorradhelme nur als Regenschutz getragen. Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, aber das wollen wir nicht. Wir sind als Gäste im Land und fühlen uns grundsätzlich auch wohl. Vielleicht sind wir auch noch zu sehr in der deutschen Mentalität gefangen.

Leider sind wir aber keine Standardtouristen, sondern als Reisende eben auch auf griechische Dienstleistungen angewiesen. Und genau in diesem Punkt wird es unangenehm: wir haben leider bisher in keinem Fall Zuverlässigkeit erlebt: der zugesagte Rückruf des Reifenhändlers erfolgte nicht, auf Emails haben wir grundsätzlich keine Antwort erhalten, ebenso wurden auch uns zugesagte Mails nicht versendet. Mündliche Zusagen waren Schall und Rauch, vorher zugesagte Preise enthielten plötzlich Rechenfehler und waren dann natürlich höher – dass alles haben wir leider mehrfach erlebt, sowohl auf Campingplätzen als auch beim Taxifahren. Die Krönung war aber unsere feste Buchung der Verschiffung, von deren Überbuchung wir – obwohl wir schon bezahlt hatten! – nur durch Zufall erfahren haben! Hätte Judith nicht noch einmal angerufen, hätten wir am Montag wie abgesprochen im Hafen gestanden, wären Dienstag geflogen und hätten unser Auto vielleicht erst Wochen später in Ägypten erhalten! Jetzt hoffen wir, dass die Verschiffung dank unseres Drucks läuft, schriftlich oder per Mail haben wir aber immer noch keine Rückmeldung. Von daher fühlen wir uns nach einigen Wochen im Land teilweise wirklich abgezockt – auch wenn wir natürlich auch auf sehr nette, hilfsbereite und korrekte Griechen gestoßen sind.

Schule draußen...

Schule draußen…

Neben dem ganzen Ärger, der uns in den vergangenen Wochen wirklich Nerven gekostet hat, haben wir natürlich auch viele tolle Tage verbracht und eine Menge erlebt. Sehr erholsam waren vier Tage auf dem Campingplatz Kastraki südlich von Nafplio, den wir mit wenigen Rentnerpaaren quasi allein hatten, unter den hohen Pinien standen, das schöne Wetter sowie das klare Meer genießen konnten und zwischendurch die eine oder andere Aufgabe abarbeiten konnten.

Reisen ist eben nicht mit Urlaub gleichzusetzen – die Kinder merken das vor allem an den Schulaufgaben, wir Eltern an den Planungen, dem Kochen, Wäschewaschen und Aufräumen sowie den Reparaturen und Serviceaufgaben am Fahrzeug.

Wrack der Dimitros

Wrack der Dimitros am Strand bei Gythio

Ausgeruht und aufgetankt ging es dann auf der Peloponnes weiter Richtung Süden. Die Landschaft hier ist fantastisch und sehr abwechslungsreich – hohe Berge, in den Tälern bzw. auf den Hochebenen grüne Ebenen, in denen vor allem Zitrusfrüchte gedeihen, schmale Buchten, weite Sandstrände – alles sehr, sehr schön. Unser Ziel war eine Bucht nördlich von Gythio, an deren Sandstränden die vom Aussterben bedrohte Schildkröte Caretta Caretta ihre Eier zur Brut ablegt.

Nest mit Schutzzaun und "Straße"

Nest mit Schutzzaun und „Straße“

Die Eiablagestellen werden von der Organisation Archelon betreut, da die Badegäste eine Gefahr für die Nester darstellen und darüber hinaus die kleinen Schildkröten beim Schlüpfen vom Licht der menschlichen Siedlungen abgelenkt werden und ihren Weg ins Wasser nicht finden. Auf gut Glück steuerten wir die Bucht an und fanden tatsächlich einen Strand, an dem schon einige deutsche Wohnmobile standen und Schutzzäune um die Gelege aufgebaut waren.

Tatsächlich mussten wir aber etwas Geduld mitbringen und uns die Tage dort mit Baden und Faulenzen vertreiben, bevor am letzten Tag die Helfer von Archelon wiederkamen und wir sehr gespannt zu den Nestern liefen. Zu unserem Entsetzen rissen sie alle Schutzzäune ab und entfernten die Schutzgitter über den Gelegen! Die Saison sei vorbei, die übrigen Gelege würden aufgegeben – das war die Auskunft, die wir ihnen entlocken konnten. Außerdem habe ein schlimmes Unwetter vor einer Woche den Boden so verdichtet, dass die Kröten sich sowieso nicht mehr ausbuddeln könnten.

Die Kinder reagierten schnell und markierten die zerstörten Nester mit Stöcken. Abends, bei Einbruch der Dämmerung, buddelten sie dann nacheinander mehrere Nester aus, fanden in den ersten nur tote Eier, dann aber plötzlich kleine lebende Schildkröten!

Vorsichtig buddeln wir aufgegebene Nester auf

Vorsichtig buddeln wir aufgegebene Nester auf

Die Begeisterung war riesig, vorsichtig wurde weitergebuddelt, denn die Kröten dürfen nicht berührt werden und müssen mindestens 6 m alleine Richtung Strand zurücklegen, damit sie später (falls sie überleben, Chance liegt bei einem Promille) den Eiablageplatz wiederfinden.

 

Jedes unserer Kinder begleitete mehrere Schildkröten ins Wasser, dann ließen wir die Nester in Ruhe – den Rest würden sie auch so schaffen! Aber alle waren sehr glücklich und wir redeten noch lange über das tolle Erlebnis!

Geschafft!!!

Geschafft!!!

Nach dem Wochenende ging es dann nochmal nach Piräus, um die Verschiffung endgültig klar zu machen – dazu gab es ja oben schon ein paar Infos. Jetzt sind wir in Artemida in einer Ferienwohnung, die wir sehr günstig gefunden haben und wo wir jetzt die Tage bis zum Abflug am Dienstag verbringen. Der nächste Beitrag kommt hoffentlich aus Ägypten!!! Mehr Bilder gibt es aber schon in der Bildergalerie unter Griechenland, das Reisetagebuch folgt noch.