Seit Tagen warnt der Wetterdienst vor dem ersten Wintersturm mit viel Regen, der Kapstadt in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch erreichen soll – war irgendwie klar, denn den Regen haben wir im südlichen Afrika ja schon in einige Regionen mitgebracht… Also sputen wir uns, damit wir die Stadt und vor allem den Tafelberg noch vor dem schlechten Wetter erreichen. Früh am Dienstag stehen wir am Fuß des Berges, die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel, ein laues Lüftchen weht – perfekte Bedingungen für die Fahrt mit der Seilbahn auf den Berg! Denken wir zumindest, aber „The cable way is due to weather conditions closed“ – das lesen wir an der Talstation. So ein Mist! Wir informieren uns über die Fußwege auf den Berg, können leider auf die Proteste einiger Minderjähriger keine Rücksicht nehmen und machen uns zu Fuß über den Plattekliffkloop auf den Weg. Es geht mächtig steil nach oben – auf 1000m Luftliniendistanz sind über 600 Höhenmeter zu bewältigen, das geht ganz schön in die Beine! Aber nach gut eineinhalb Stunden ist es geschafft, wir haben das Plateau erreicht und merken jetzt auch, warum die Bahn geschlossen ist: hier oben pfeift es ordentlich! Wir genießen bei immer noch klarem Himmel die Sicht über die Tafelbergbucht, amüsieren uns über die kleinen Klippschiefern, die uns unser Picknick streitig machen wollen, und freuen uns, den Berg mit wenigen anderen Wanderern fast für uns alleine zu haben – es hat auch Vorteile, wenn der bequeme Weg dicht ist!
Bergab geht es etwas angenehmer, aber da der Weg sehr steinig und mit einigen Kletterpartien verbunden ist, sind wir nicht viel schneller. Wieder unten angekommen, sind alle stolz und froh, dass die Eltern sich (ausnahmsweise) mal durchgesetzt haben. Weiter geht es per Grüdi auf den Signal Hill, der zwischen Tafelberg und Meer liegt und von dem man eine tolle Sicht auf den Berg hat. Hier allerdings weigern sich Lea und Marie, noch einen Schritt zu tun – ihr Akku ist fürs Erste alle.
Auch das Cape Town Stadium, erbaut zur WM 2010 hat man von hier toll im Blick – es wird nur leider kaum mehr genutzt und von den Südafrikanern als nutzloser „White Elefant“ bezeichnet.
Nun geht es zum nächsten Wahrzeichen Kapstadt, der Waterfront. Anfang der 1990er umgestaltet, ist das ehemalige heruntergekommene Werftviertel heute ein großes Einkaufs- und Unterhaltungsviertel. Wir können direkt an der Mole auf dem Busparkplatz parken und gönnen uns – da wir ja viel Geld für die Seilbahn gespart haben – ein ordentliches Abendessen in einem der vielen Restaurants. Vollgefuttert verkriechen wir uns in die Betten, denn der Tag war anstrengend genug. Lange dauert die Ruhe allerdings nicht, denn pünktlich im 21:00 Uhr ist – wie angekündigt – der Sturm mit Regen da, und als mitten in der Nacht die Wellen so heftig werden, dass Meerwasser durch das geschlossene Fenster über Rubens Bett drückt, müssen wir uns einen neuen Stellplatz suchen. In den frühen Morgenstunden wird es noch stürmischer, und wir müssen noch einmal umziehen – eine sehr unruhige Nacht!
Am nächsten Morgen tobt der Sturm unvermindert weiter, so dass wir nicht auf den Busparkplatz zurückkehren, sondern uns auf den PKW-Parkplatz quetschen. Dann flanieren wir durch die Waterfront, nutzen die sonnigen Momente für die Außenanlagen mit viktorianischen Gebäuden wie dem Clock Tower und sehen immerhin die Robben Island Jetty mit kleiner Ausstellung – das Boot zur Insel fällt heute wohl aus…
Als wir zurückkommen, staunen wir nicht schlecht: „unser“ Stellplatz steht unter Wasser, überall wurden dicke Steine aus dem Meer auf den Asphalt gespült, und die Wellen brechen hoch über die Mole. Gut, dass wir da nicht wieder geparkt haben!!! Da der Sturm nicht nachzulassen scheint, drehen wir nur noch eine kurze Runde durch die Innenstadt und fahren dann weiter ins Inland.
Später erfahren wir, dass alle öffentlichen Einrichtungen und Schulen heute geschlossen blieben und die Bevölkerung aufgefordert wurde, zu Hause zu bleiben – es war der schwerste Sturm seit 30 Jahren, er hat mindestens acht Menschenleben gefordert und viele Gebäude – vor allem in den Armenvierteln – zerstört.