Nahe der Grenze zu Mosambik fahren wir vom Kruger Nationalpark weiter nach Swasiland. Leider holt uns der heftige Regen, der uns am letzten Tag im Park erwischte, auch hier ein, so dass wir das kleine Land nur im Dauerregen passieren – zumal wir im Hlane Nationalpark mit Grüdis Dimensionen nicht fahren dürfen. Einzig erwähnenswert sind die riesigen königlichen Zuckerrohr- und Bananenplantagen, die sich beiderseits der Straße erstrecken.
So kommen wir zügig nach Piet Retief, wohin wir von einigen südafrikanischen Familien im Pilanesberg-Park eingeladen wurden. Wir dürfen bei André und Monique auf der Farm stehen und bekommen dort sogar ein ganzes Haus für uns allein! Der Farmbetrieb besteht aus Forstwirtschaft und Rinderhaltung und umfasst knapp 6000 Hektar – in Deutschland unvorstellbar! Wir werden hervorragend bewirtet und genießen die Gastfreundschaft. Die Kinder spielen mit Joshua und Jade, Jochen kann mit Andrés Hilfe die Stoßdämpfer endlich richtig reparieren und alle freuen sich über etwas Ruhe nach den anstrengenden Tagen im Krugerpark. Nachdem wir in den letzten Wochen im Gespräch mit weißen Südafrikanern ja häufig ein sehr negatives Bild erhalten haben, erleben wir hier endlich mal einen anderen Blickwinkel auf das multikulturelle Zusammenleben. Andrè und Monique sind überzeugt davon, dass ein Großteil der Bevölkerung von der Idee der Regenbogennation überzeugt ist, es aber noch ein langer Weg ist, da die Unterschiede in den Kulturen akzeptiert und toleriert werden müssen. Ihrer Ansicht nach gibt es auf beiden Seiten einige wenige Rassisten, die aber für viel Unruhe sorgen. Für uns ist es sehr beruhigend, diesen Blickwinkel zu erfahren.
Wie das Zusammenleben im Alltag konkret aussieht, erfahren Judith, Lea, Ruben und Marie, als sie einen Tag in der evangelischen Schule, in der Monique als stellvertretende Schulleiterin arbeitet, miterleben dürfen. Die drei Kinder werden festen Klassen zugeordnet und sie dürfen einen kompletten Schultag bestreiten. Neben kleinen Unterschieden wie z.B. dem morgendlichen Aufstellen mit Nationalhymne und dem Tragen einer Schuluniform, stellen wir alle fest, dass es sonst viele Gemeinsamkeiten gibt – auch hier muss gelernt werden, und auch hier sind nicht immer alle brav… Mit maximal 20 Kindern pro Klasse sind die Lerngruppen allerdings wesentlich kleiner als bei uns – was allerdings daran liegt, dass es eine private Schule ist, in den staatlichen Bildungsanstalten sitzen oft bis zu 80 Kinder in einer Klasse. Ebenso ist die Ausstattung der Schule sehr gut – mit Kreidestaub muss hier niemand mehr kämpfen, jede Klasse hat fest installierte Beamer und interaktive Whiteboards. Die drei genießen den englischsprachigen Schultag in vollen Zügen und würden gerne länger hier die Schule besuchen! Am Abend erleben wir alle noch die Premiere des Musicals „Das Dschungelbuch“, das die gesamten Schulgemeinde aufführt und fühlen uns sehr wohl!
Bevor wir am nächsten Tag weiterziehen, fährt André mit uns noch in ein Zulu-Village, das auf seinem Farmgelände steht. Dort lebt der ehemalige und jetzt pensionierte Manager der Farm, Simon, mit seinen fünf Frauen und 28 Kindern. Das Dorf besteht aus einigen Rundhütten, die aber nur noch als Versammlungsräume genutzt werden, und herkömmlichen einfachen Steinhäusern, von denen jede der fünf Frauen eins bewohnt und aus denen Simon sich seine abendliche Schlafstätte aussuchen kann. Die Verhältnisse sind extrem einfach, fließendes Wasser gibt es erst seit einem Jahr, einen Elektrizitätsanschluss gar nicht. Maismehl, die Grundzutat für den täglichen Papp (einen Brei, den es eigentlich zu jeder Mahlzeit gibt), wird selbst erzeugt, Hühner, Kühe, Schweine, Ziegen und Enten sorgen für die Fleischversorgung und Gemüse wird ebenfalls angebaut. Die meisten Bewohner des Dorfes arbeiten auf der Farm, und André pflegt einen sehr guten Kontakt zu Simon, um die kulturellen Unterschiede verstehen und bei Problemen zwischen seinen Mitarbeitern helfen zu können.
Das alles erinnert uns extrem an das einfache Leben der Menschen in Albanien, und wir finden es schon sehr erstaunlich, derart unterschiedliche Lebensbedingungen so nah beieinander vorzufinden. Offensichtlich können aber beide Seiten gut damit leben.
Weiter geht es nach Kwazulu Natal, in die Provinz Südafrikas in der die meisten Zulu leben. Hier besuchen wir den Hluhluwe-Infolozi-Nationalpark, der extrem tierreich sein soll. Als wir am nächsten Morgen in der Frühe um sechs am Gate stehen, ist es allerdings vor allem neblig und kalt. Von Tieren keine Spur! Erst als wir einige Höhenmeter gemacht haben, können wir die herrliche Aussicht über die trüben Talmulden genießen!
Bis auf ein paar Elefanten in weiter Ferne und wenige Huftiere bekommen wir aber kaum Wild zu Gesicht – der heftige Regen der vergangenen Tage hat wohl alle Vierbeiner ins Unterholz getrieben. Kurz bevor wir den Parkausgang erreichen kreuzt wenigstens noch eine Gruppe Breitmaulnashörner unseren Weg und entschädigt etwas für das viel zu frühe Aufstehen.